In der Corona-Pandemie ist Kai Kupferschmidt zu einer der wichtigsten einordnenden Stimmen geworden. Auch weil die führenden Forschenden ihm vertrauen.

Das Medium-Magazin hat Kai Kupferschmidt, 39, unter die Top Drei der Wissenschaftsjournalist*innen des Jahres gewählt. In der Begründung heißt es: "Er gehörte weltweit zu den ersten Reportern, die die Tragweite der Pandemie erkannten. Manche sagen, er sei der journalistische Hochleistungssportler der Corona-Berichterstattung."

Wenn der studierte Molekularbiologe von seiner Arbeit während der Corona-Pandemie erzählt, weiß man sofort, was gemeint ist. Als es die ersten Meldungen gab, dass in Südafrika eine neue Variante entdeckt wurde – B.1.1.529, heute bekannt als Omikron – hat Kai Kupferschmidt seine Kontakte in die internationale Wissenschaftswelt aktiviert.

"Ich rede dann mit 14 oder 15 Leuten, manchmal ganz kurz, manchmal eine halbe Stunde oder eine Stunde", sagt Kai. "Und dann hast du einen irren Input, weil du zu dem Zeitpunkt noch alle Daten verfolgen kannst." Für ihn ist das essenziell, um anschließend verlässliche Einschätzungen geben zu können.

"Zu diesem Zeitpunkt bin ich einer der am besten informierten Menschen auf der Welt über diese Variante."
Wissenschaftsjournalist Kai Kupferschmidt über seine Omikron-Recherchen

Für ihn ist es dabei auch wichtig, zu kommunizieren, was Forscher*innen noch nicht wissen – und dass Wissenschaft Zeit braucht, um Antworten zu liefern. "Der Fehler, der häufig gemacht wird, sowohl von Journalisten als auch von Wissenschaftlern", sagt Kai: "Das ist das Gefühl, dass man jetzt sofort Antworten liefern muss."
Dabei kämen die meisten "eigentlich ganz gut damit klar, wenn man ihnen ehrlich sagt: Wir können das im Moment nicht einschätzen".

Aus vergangenen Seuchen lernen

Kai beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Infektionskrankheiten. Mit seinen Kolleginnen Laura Selm-Reifferscheidt und Nicolas Semak hat er außerdem den Podcast "Pandemia - Die Welt. Die Viren. Und Wir." gestartet. Dort fragen sich die Journalisten, was die Menschheit aus vergangenen Seuchen und Krisen für die jetzige Lage lernen kann.

"Wie gefährlich ein Virus ist, ist ein Zusammenspiel von Gesellschaft und Krankheitserreger. Das Virus alleine ist nicht die ganze Geschichte."
Kai Kupferschmidt, Wissenschaftsjournalist

Wann die Corona-Pandemie endet? Eine Frage, die für Kai nicht einfach zu beantworten ist. "Irgendwann ist Covid-19 eine weitere Infektionskrankheit, und wir werden als Gesellschaft da irgendwie eine Balance finden müssen", sagt er. Und: "Dass die Pandemie vorbei ist, bedeutet für mich, dass fast jeder in der Bevölkerung einen gewissen Immunschutz hat."

"Wir sind in einer viel viel besseren Position, weil ein Großteil der Bevölkerung geimpft ist."
Kai Kupferschmidt, Wissenschaftsjournalist

Was Kai auch angesichts der neuen Omikron-Variante gerade Hoffnung gibt und warum Lasagne eine besondere Bedeutung für ihn hat, erzählt er im Deep Talk mit Deutschlandfunk-Nova-Moderatorin Rahel Klein.

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Shownotes
Wissenschaftsjournalist Kai Kupferschmidt
"Wie gefährlich ein Virus ist, bestimmt das Zusammenspiel aus Gesellschaft und Krankheitserreger"
vom 22. Dezember 2021
Moderatorin: 
Rahel Klein
Gesprächspartner: 
Kai Kupferschmidt, Wissenschaftsjournalist