Im Juli finden wir viel regionales Obst und Gemüse auf Wochenmärkten oder im Supermarkt. Ein Bio-Label haben die meisten Produkte aber nicht, weil Landwirte und Landwirtinnen vor der teuren und aufwändigen Zertifizierung zurückschrecken.
Bio-Produkte haben 2023 nur knapp 6 Prozent des gesamten Lebensmittelumsatzes in Deutschland ausgemacht. Das liegt am geringen Interesse der Kund*innen und an der Zurückhaltung vieler konventioneller Bäuerinnen und Bauern, auf Bio-Landwirtschaft umzustellen.
Sabine Hauner verkauft ihre Ware auf dem Wochenmarkt und setzt auf "die mittlere Schiene", wie sie es nennt. Sie versuche so wenig wie möglich Pestizide und andere Mittel einzusetzen und arbeitet auch mit Hornspänen wie im Bio-Bereich. Wenn ihre Tomaten oder Gurken jedoch von Krankheiten befallen werden, setzt sie auf schnell wirkende Fungizide aus dem konventionellen Bereich.
"Ich scheue definitiv die Kosten und die Vorschriften, die zusätzlich anfallen. Es ist so viel Arbeit, die den ganzen Tag anfällt. Und dann musst du dich mit solchen Sachen auch noch rumschlagen."
Neben höheren Betriebskosten für die Bio-Landwirtschaft, sind es auch die vielen Vorschriften und geringere Erträge am Anfang, die gegen eine Bio-Zertifizierung sprechen, erklärt die Landwirtin. Ihr wichtigstes Verkaufsargument ist: Regionalität.
Lohnt sich ein Bio-Landwirtschaftsbetrieb?
Der Hof von Marco Meier ist seit 2018 mit dem EU-Bio-Label zertifiziert. Er vermarktet seine Produkte im Hofladen und auf zwei Wochenmärkten direkt und kann somit die Preise selbst gestalten, weswegen es für ihn gut funktioniert.
"Das geht nicht von heute auf morgen, das wird mehrere Jahre dauern."
Die Umstellung dauere mehrere Jahre, denn der Boden muss nach und nach aufgebaut werden. Und der Ertrag sinkt am Anfang auch erst mal, erklärt der Bio-Landwirt.
Dass konventionelle Kolleg*innen Respekt vor dem Umstieg haben, kann er nachvollziehen. Der bürokratische Aufwand ist seit der Umstellung ebenso deutlich gestiegen. "Es ist mehr, aber es ist machbar", so Marco Meier. Je nach Betriebsgröße und Bio-Siegel kommen jährlich noch knapp 1.000 Euro für Kontrollverfahren dazu.
Bundesregierung fördert Öko-Betriebe
In Deutschland werden aktuell rund 12 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche ökologisch bewirtschaftet. Die Bundesregierung plant innerhalb der nächsten sechs Jahre einen Anstieg auf 30 Prozent.
"Regional ist immer besser als Öko. Am besten beides zusammen."
Eine Umstellung lohnt sich trotz des größeren Aufwands in jedem Fall, weil die Politik den Umstieg finanziell fördert und Bio-Betriebe im Schnitt 10 Prozent mehr Gewinn haben, so Gerold Rahmann, Leiter des Thünen-Instituts für Ökologischen Landbau.
Vor Ort spiele allerdings Vertrauen oft eine größere Rolle als die Frage ob Bio oder nicht. Es sollte am besten auf eine Mischung aus regional und ökologisch gesetzt werden.