In Deutschland stehen zwei Millionen Wohnungen leer. 600.000 davon wären sofort bezugsfertig. Die könnten Flüchtlingen zur Verfügung gestellt werden, sagt das Bundesinstitut für Bauforschung. Dabei gibt es allerdings einiges zu beachten.

Es ist eine Schätzung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, die sich im ersten Moment nach einer schnellen Lösung für die Unterbringung von Flüchtlingen anhört. Aber ganz so einfach ist es doch nicht. Die leeren Wohnungen gibt es nicht dort, wo jeder hinziehen will - also in Großstädten wie München, Hamburg, Köln oder Berlin - sondern etwas außerhalb der Ballungsräume, in ländlichen Gebieten. Oder dort, wo Menschen aus wirtschaftlichen Gründen eher ab- als zuwandern.

Das gilt zum Beispiel für Teile von Sachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern. Dort ist der Wohnungsleerstand überdurchschnittlich hoch. Aber auch im Norden Bayerns oder im Ruhrgebiet gibt es ziemlich viel freien Wohnraum. Und etwa die Hälfte davon ist nicht in privater Hand, sondern gehört den Kommunen.

Infrastruktur ist entscheidend

Einige Kommunen haben schon angefangen, diese Leerstände an Flüchtlinge zu vermieten. In Sachsen gibt es vom Innenministerium seit 2015 zwei Förderprogramme für Kommunen, die Flüchtlinge dezentral in leerstehenden Wohnungen unterbringen möchten. Andere Kommunen machen das auf eigene Faust.

Im nordrhein-westfälischen Monheim lebten schon im Herbst 2015 die meisten Flüchtlinge in normalen Wohnungen. Denn, so sagt Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann, am Ende ist das für die Stadt billiger als eine Gemeinschaftsunterkunft zu unterhalten:

"Für jeden Flüchtling, den wir in der Turnhalle unterbringen, ist Tag und Nacht das Rote Kreuz dabei. Da muss ein Sicherheitsdienst sein, Catering muss aufgebaut werden - jeder dieser Plätze kostet uns im Schnitt 14.000 bis 15.000 Euro pro Flüchtling pro Jahr - dafür kann man locker ein ganzes Jahr eine Wohnung anmieten."
Daniel Zimmermann, Bürgermeister von Monheim

Diese Rechnung geht natürlich nur für Kommunen auf, in denen die Mieten nicht allzu hoch sind. Aber es gibt auch noch andere Faktoren, die bei der Unterbringung von Flüchtlingen entscheidend sind - neben der reinen Verfügbarkeit leerstehender Wohnungen: Zum Beispiel, ob es genug Arbeitsplätze in der Region gibt oder Schulen und Kitas für Flüchtlinge mit Kindern. Außerdem darf keine zu große Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt entstehen zwischen Flüchtlingen und anderen Menschen, die ebenfalls günstigen Wohnraum benötigen.

Shownotes
Flüchtlingsunterbringung
Zwei Millionen leere Wohnungen
vom 18. Februar 2016
Moderation: 
Ralph Günther
Autor: 
Julia Möckl