Nikos Zuhause heißt "Nepomuk" und ist neun Meter lang. Der Student wohnt auf einem Boot in Bremen und segelt dem stressigen Mietmarkt davon.
Ein Minizimmer in einer WG - und dafür dann mindestens 250 Euro zahlen? Nö, das muss besser gehen, dachte sich Niko und ist aufs Boot gezogen. Der 29-Jährige studiert in Bremen Schiffsbau und hat eine Ausbildung zum Bootsbauer gemacht. Beste Voraussetzungen, um Bootsherr zu werden. Ganz so sorgenfrei ist das Leben auf dem Segelboot allerdings nicht.
Mit dem Fahrrad zum Duschen
Angelegt hat er mit der "Nepomuk", seinem neun Meter langen schwimmenden Zuhause in einem Bremer Stadthafen an der Weser. Klingt idyllisch. Auch im Boot ist Platz für Nikos Klamotten, inklusive Schwimmwesten, auch eine Toilette gibt's. Und auf dem Gaskocher kann er ein Menü für sechs Leute zaubern, wenn es sein muss. Nur mit der schnellen Morgendusche wird das nix: "Manchmal gehe ich baden, springe in die Weser. Duschen muss ich auch mal, das mache ich an Land und fahre mit dem Fahrrad zu einem Klöhäuschen."
"Es geht halt alles nicht immer so schnell. Morgens aufstehen, Kaffee, duschen und los - das dauert dann schon ein bisschen länger."
In Sachen Komfort muss Niko seine Ansprüche runterschrauben. Dafür zahlt sich für ihn die Sache aus: 2500 Euro hat das Boot gekostet, unter 100 Euro Liegegebühren zahlt er im Monat. Für ihn war es auch nicht nur eine Schnapsidee, sondern eine langfristige Angelegenheit: "Ich hatte vorher schon damit geliebäugelt, ergeben hat es sich allerdings erst, als ich wusste, dass ich mein Praxissemester in Amsterdam machen werde." Mit dem Boot kann er dann schließlich einfach rübersegeln und seine Bude quasi mitnehmen. Denn der Mietmarkt in Amsterdam verlangt bekanntlich ziemlich absurde Preise.
"Die Idee kam eigentlich daher, dass ich mein Praxissemester in Amsterdam machen will. Da sind die Mieten im Verhältnis zu den Liegeplatzgebühren so hoch, dass sich das auf jeden Fall lohnt, da mit dem Boot hinzufahren.“
Mindestvoraussetzung für das Studi-Boot ist nicht nur etwas Startkapital, sondern ein Sportführerschein. Stress mit dem Amt ist hingegen nicht zu befürchten: Seit November 2015 gibt es ein neues Meldegesetz, das es ermöglicht, auch ein Boot als festen Wohnsitz anzumelden.
Immer was zu tun
Schiffsbaustudent Niko kennt noch mehr Kommilitonen, die das Leben auf dem Boot dem überteuerten Zimmer vorziehen. Er sagt aber auch: für jeden ist das nichts. Auf einem Boot ist immer was zu tun. Besonders auf Nikos Schnäppchen-Boot. "Wenn ich nicht Bootsbauer wäre, wäre das schwierig." Neben alltäglichen Reparaturen muss Niko noch für den Winter aufrüsten: Ofen und Heißluftgebläse sind dann zwingend notwendig. Wen das aber nicht abschreckt, für den hat Niko noch einen Tipp: Gerade sind die Preise für gebrauchte Boote sehr günstig.