Das Tech-Unternehmen Yandex ist einer der wertvollsten Konzerne Russlands. Denn: Durch das Anbieten von etlichen Apps und Onlinediensten, sitzt es auf Millionen Nutzerdaten. Der Konzern ist so machtvoll, dass er in Zukunft Auswirkungen auf die nationale Sicherheit haben könne, sagt die russische Regierung. Ein Gremium aus Yandex-Vertretern und vom Kreml bestimmten Fachleuten soll das verhindern.
Morgens die tagesaktuellen Nachrichten checken, im Anschluss nach einem neuen Job suchen, dann Essen beim Lieferdienst bestellen und zwischendurch noch eine Serie streamen: Auf Dutzende Servicefragen gibt es im russischsprachigen Raum eine Antwort – Yandex. Der Tech-Konzern ist überall präsent: Dort, wo Menschen russisch sprechen, kennen sie Yandex.
Neben zahlreichen Service-Apps, bietet Yandex auch einen Browser und ein Smartphone an. Ein selbstständig fahrendes Auto ist in Arbeit. Mit diesem großflächigen Angebot gehört das Digitalunternehmen zu einem der wertvollsten in Russland.
"Yandex bietet Dutzende an Services und Apps an: Man kann ganz leicht den ganzen Tag mit Yandex verbringen."
Denn: Yandex ist ein Datenschatz, sagt Deutschlandfunk-Korrespondent Thielko Grieß. Über die verschiedensten Ausspielwege sammelt der Tech-Konzern Daten und analysiert diese – das russische Google quasi.
Yandex als Schlüssel für mehr Einfluss in Russland
Für die russische Regierung hat Yandex daher eine entscheidende Schlüsselfunktion: Aufgrund der Menge an Daten, über die Yandex verfügt, und die Vernetzung des Unternehmens, sieht die russische Regierung potenziell die nationale Sicherheit in Gefahr.
Deshalb hat sie sich mit Vertretern von Yandex darauf geeinigt, ein Gremium zu gründen, das unter anderem Fragen der nationalen Sicherheit klären soll. Wie zum Beispiel: Welche Anteile von Yandex können ausländische Unternehmen kaufen? Was passiert in so einem Fall mit den gesammelten Daten?
Dabei soll das Gremium sowohl aus Yandex-Managern bestehen, als auch akademischen Fachkräften. Das Entscheidende dabei: Die russische Regierung soll bestimmen, welche Fachleute Teil des Gremiums werden, wie russische Medien berichten.
"Das Gremium scheint erst mal eine Versammlung vieler Fachleute zu sein. Allerdings bestimmt der Kreml so mittelbar mit."
Also nehme der Kreml mittelbar Einfluss auf die Zukunft des Tech-Unternehmens, sagt Dlf-Korrespondent Thielko Grieß. Bei dem geplanten Gremium sitze die russische Regierung indirekt mit am Tisch. Ist die nationale Sicherheit bedroht, soll die russische Regierung zum Beispiel den Chef von Yandex ersetzen.
Verstaatlichen wäre kontraproduktiv
Yandex zu verstaatlichen, sei nicht sinnvoll für die russische Regierung, erklärt Thielko Grieß. Denn: Der Tech-Konzern ist für seine Innovationen bekannt – er soll weiterhin kluge, kreative Köpfe anziehen, die fortschrittlich denken. Verstaatlichen würde hier, ähnlich wie in einer Behörde, Prozesse verlangsamen und nicht für Fortschritt sorgen, sagt der Dlf-Korrespondent.
Gerade weil das russische Unternehmen vergleichsweise westlich und modern denkt, sei die aktuelle Entscheidung der russischen Regierung ein großes Thema in den russischen Medien.