Fynn Kliemann baut Sachen: Selfie-Sticks mit Würstchen-Auslöser, Hühnerställe, Mini-Rampen. Ahnung hat er davon: geht so. Und genau deshalb kommen großartig verpeilte Youtube-Videos dabei heraus. Im Interview erzählt er uns, warum er damit kein Geld verdienen will, was er mit einem Vier-Tonnen-Bagger macht und warum er das Auto der Schwiegereltern reparieren muss.
Nach dem Interview mit Fynn Kliemann haben wir das Gefühl, mit dem kann man über alles schnacken. Und bauen kann er auch alles. Also fast. Wer nämlich mit Zettel und Stift vor seinen Heimwerker-Videos hockt, um seine Konstruktionen nachzubauen, für den wird es schwer. Nicht nur, weil man ständig lachen muss. Unter dem Skater-Cap denkt der 27-Jährige sich manche bekloppte Idee aus: den Sprachcomputer-Bauchladen oder den gepanzerten Schutzhelm "gegen alles". Dabei bleibt er lässig-norddeutsch und lässt jede Panne drin. "Die Videos sind 100-Prozent Outtakes", bringt es eine Freundin von ihm auf den Punkt.
100 Prozent Outtakes
Seine Abo-Zahl kratzt an der 20.000-Marke und sein meistgeklicktes Video "Mauer bauen" wurde fast 200.000 Mal geklickt. Dass seine Videos so gut laufen, liegt sicher am Unterhaltungswert, kommt vielleicht aber auch daher, dass Fynns Bastel-Odysseen den Heimwerker-Brunftschrei "Das muss man doch selber machen können" beim Publikum auslösen. "Es muss nicht immer alles perfekt sein. Ist doch fast schöner so“, sagt Fynn dazu.
Gedreht wird rundum sein Haus in einem Dörfchen bei Zeven in der Nähe von Bremen: "Ein Dorf, das eigentlich nur eine Straße ist.“ Gewerkelt wird in der Garage und im Garten. Da schweißt er gerne und wenn nichts mehr hilft, hilft immer noch Gaffa-Tape. In seinen Videos beginnt er Sätze gerne mit "Wir Handwerker". Einen richtigen Profi-Kurs in Sachen Handwerkerskills hat Fynn allerdings nie belegt. Eigentlich ist er Webdesigner und hat eine eigene Agentur.
"Das habe ich selbstgemacht, das darf man schon sehen“
Apropos Werbung: Geld verdienen will er mit seinen Videos nicht. Die Monetarisierung hat er auf seinem Channel ausgeschaltet. Das heißt, es läuft keine Werbung zwischendurch. "Ich mach das, weil ich das eh machen muss", erklärt Fynn, woher seine Lust am Handwerken kommt. Die Filme dazu sind da nur der extra Ansporn. Und den will er nicht verlieren, indem er ein Geschäft daraus machst: "Bah, da rutscht du ganz schnell ab, dass du nur noch guckst, wie viele Klicks du hast."
Belohnt wird er durch andere Sachen: Promi-Status im hiesigen Baumarkt, wo es ein paar Prozente gibt. Und Nachbarn und Kollegen, die ihm mittlerweile ihre Deluxe-Heimwerkerausrüstung leihen. "Auf'm Land da hat jeder alles – der größte Spielplatz, den du dir vorstellen kannst." Gerade steht ein 4-Tonnen-Bagger bei ihm im Garten. Das nächste Projekt wartet nämlich schon: Einen Teich bauen.