Alexander von Humboldt hat um 1800 beobachtet, wie am Amazonas Aale Pferde angegriffen haben. Doch in Europa wollte ihm das keiner glauben. Jetzt haben Forscher den Beweis geliefert: Die Zitteraale können aus dem Wasser springen und Stromschläge verteilen.

Im März des Jahres 1800 bereiste der Universalgelehrte Alexander von Humboldt das Amazonasgebiet. Unter anderem wollte er sich dort die Zitteraale genauer ansehen und bat Fischer, ihm ein paar "angriffslustige Zitteraale" zu fangen. Die Fischer hatten Angst vor den Stromschlägen der schlangenähnlichen, braun-grauen Fische, die fast drei Meter lang werden. Deshalb haben sie Pferde und Maultiere in das Wasserloch getrieben, die dann von den Zitteraalen angegriffen wurden.

Eine Zeichnung aus dem März 1800, wie Alexander von Humboldt den Kampf von Pferden gegen Aale beobachtet hat. Veröffentlicht wurde sie 1843 im The Naturalist Library, Ichthyology, Volume V, Part II, um die Beschreibung der Fische in Guiana von Robert H. Schomburgk zu illustrieren.
Eine Zeichnung aus dem März 1800 zeigt, wie Alexander von Humboldt den Angriff der Aale beschrieben hat. Veröffentlicht wurde sie 1843 im The Naturalist Library, Ichthyology, Volume V, Part II, um die Beschreibung der Fische in Guiana von Robert H. Schomburgk zu illustrieren.

Humboldt beschreibt detailliert, wie ein Aal aus dem Wasser springt, sich an den Bauch eines Pferdes presst und ihm einen Stromschlag verpasst. Innerhalb von fünf Minuten seien so zwei Pferde ertrunken und andere zusammengebrochen. Danach seien die Aale so erschöpft gewesen, dass Humboldt einige Aale herausholen und untersuchen konnten. Allerdings hätten alle am nächsten Tag unter Muskelschwäche, Gelenkschmerzen und Übelkeit gelitten.

Nomen es omen: "Electrophorus electricus"

Nach diesem Bericht hat niemand mehr eine ähnliche Begebenheit beobachtet, Humboldts Erzählung wurde kein Glauben geschenkt. Dennoch: Der wissenschaftliche Name des Zitteraals lautet "Electrophorus electricus".

Rund 200 Jahre später hat der US-Forscher Kenneth Catania die Stromschläge von Zitteraalen zu spüren bekommen, als er sie mit einem Kescher mit dünnem Metallrand transportieren wollte. Die Aale haben gemerkt, dass der Kescher leitfähig war und wie wild Stromschläge abgegeben.

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Die Aale besitzen das stromerzeugende Organ Elektroplax: Am Kopf sitzt der der Pluspol und am Körperende der Minuspol. Aale können so unter Wasser andere Lebewesen mit Stromschlägen angreifen. Aber nicht nur im Wasser: Die Aale können aus dem Wasser hochspringen und direkt von ihrem Kinn aus einen Stromschlag ins Angriffsziel leiten. Der Strom durchdringt den Körper des Opfers und kehrt wieder ins Wasser zurück zum Schwanz des Aals, wodurch der Stromkreis geschlossen ist.

Beispiel wie der Aal aus dem Wasser herausschnellt, um einen vermeintlichen Räuber abzuwehren. Die LED-Leuchten beginnen durch die Stromschläge des Aals über einen leitenden Kohlenstoffstreifen an der Attrappe zu leuchten.
Beispiel wie der Aal aus dem Wasser herausschnellt, um einen vermeintlichen Räuber abzuwehren. Die LED-Leuchten beginnen durch die Stromschläge des Aals über einen leitenden Kohlenstoffstreifen an der Attrappe zu leuchten.

Bis 800 Volt Schläge teilen die Zitteraale aus, die in sehr schlammigem, brackigem Wasser leben. Um sich dort zu orientieren und andere Fische auszumachen, setzten sie auch Stromschläge ein. So machen die Aale Beute oder sie verteidigen sich gegen andere Tiere, wenn beispielsweise der Wasserstand am Amazonas so niedrig ist, dass sie leicht gefangen werden können.

Mehr über die Stromschläge der Zitteraale:

Shownotes
Zitteraale
Mit Elektroschocks gegen Pferde
vom 07. Juni 2016
Moderatorin: 
Kaline Thyroff
Gesprächspartnerin: 
Wiebke Lehnhoff, DRadio Wissen