Rechtspopulismus, riesige Waldbrände, Corona-Pandemie – so richtig rosig sieht 2020 bisher nicht aus. Die meisten dürften angesichts der aktuellen Lage eher düster in die Zukunft blicken. Das muss aber nicht sein. Denn unseren positiven Zukunftsmuskel können wir trainieren.

Gerade jetzt landen bei den Streaming-Anbietern Filme wie Outbreak oder Contagion in den Top Ten. Filme in denen es um Virus-Infektionen geht. Und tatsächlich bekommt Contagion-Drehbuchautor Scott Burns regelmäßig Anfragen von Usern, wie sie sich jetzt während der Corona-Pandemie am besten verhalten sollten.

Fiktionale Geschichten helfen uns in der Realität

Fiktionale Geschichten haben einen großen Einfluss auf unsere Wahrnehmung der Realität, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Jochen Dreier. Das Center for Science and Imagination der Arizona State University untersucht genau diesen Einfluss.

"Wir stellten fest, dass viele Menschen wenig an die Zukunft denken, und wenn, sich eher Sorgen machen. Sie fühlen sich, als wären sie ohnmächtig etwas zu verändern. Ich denke, wir haben verlernt, optimistisch zu sein."
Edward Finn, Leiter des Center for Science and Imagination der Arizona State University

Und Geschichten, können uns dabei unterstützen, Optimismus zu erlernen und zu trainieren. Wenn es keine Geschichten gäbe, würden uns schlicht die Worte fehlen für eine andere Realität als unsere aktuelle, sagt Jochen Dreier.

Veränderung bedeutet nicht gleich Katastrophe

Am Center for Science and Imagination arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interdisziplinär mit Autorinnen und Autoren – sie sollen sich gegenseitig inspirieren. Im Zuge der Corona-Pandemie entstand so das Projekt „Us in Flux“ (übersetzt „Wir im Wandel“). Dort veröffentlichen Schreibende kleine Science-Fiction Kurzgeschichten und diskutieren im Anschluss per Videochat mit den Forschenden darüber.

"Wir wollten keine Virus-Geschichten. Wir suchten nach einem positiven Blick auf Herausforderungen."
Edward Finn, Leiter des Center for Science and Imagination der Arizona State University

Obwohl die Ausgangssituation vieler Kurzgeschichten dystopisch ist, liegt den meisten von ihnen ein hoffnungsvoller Unterton zugrunde, sagt Jochen Dreier. So schreibt Autor Christopher Row etwa über eine überbevölkerte Welt, die nur noch ernährt werden kann, weil der gesamte nordamerikanische Kontinent eine einzige Getreide-Monokultur ist. Die Rettung ist schließlich ein einzelner Samen Präriegras.

"Vorstellungskraft ist wie die täglichen Kniebeugen im Homeoffice."
Edward Finn, Leiter des Center for Science and Imagination der Arizona State University

In einem Essay in der kanadischen Zeitung Globe and Mail forderte Science-Fiction Autor Cory Doctorow, wir sollen uns in den 2020er Jahren bessere Zukunftsversionen vorstellen. Das scheint jetzt noch schwieriger zu sein, als damals. Doch für Edward Finn gilt: Vorstellungskraft und Optimismus muss man trainieren wie einen Muskel.

"Es ist Training. Wenn du eine Geschichte liest, dann füllst du die Lücken aus. Du übst selbst die Regeln dort aufzustellen, du erbaust die Welt mit. Das kann verändern, wie sehr auch du Einfluss auf die Zukunft haben kannst."
Edward Finn, Leiter des Center for Science and Imagination der Arizona State University
Shownotes
Zukunft mit Optismus
Wie Science-Fiction uns zu hoffnungsvolleren Menschen macht
vom 23. April 2020
Autor: 
Jochen Dreier, Deutschlandfunk-Nova-Reporter