Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat vor den Spätfolgen von Covid-19-Erkrankungen gewarnt.

Lauterbach sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Gefahr durch die sogenannten Long-Covid-Erkrankungen werde dramatisch unterschätzt. Mehr als die Hälfte aller Patienten, die in Kliniken behandelt wurden, leide noch Monate nach einer Infektion mit dem Coronavirus an chronischer Müdigkeit, Abgeschlagenheit und neurologischen Einschränkungen.

Es stelle sich immer stärker heraus, dass Covid-19 eine Erkrankung des gesamten Gefäß- und Immunsystems sei, sagte Lauterbach. Er bezog sich auf chinesische Studien der ersten Pandemie-Welle. Bei Deutschlandfunk Nova hat Lauterbach schon Ende 2020 mehr Post-Covid-Ambulanzen gefordert.

Mögliche Ursache: Autoimmunreaktion

Die Chefärztin einer Klinik in Heiligendamm, die sich auf die Rehabilitation von Covid-19-Patienten spezialisiert hat, vermutet als Ursache eine Autoimmunreaktion. Es gebe den Nachweis, dass nach einer Covid-19-Erkrankung Autoantikörper gegen die Haarwurzeln gebildet werden, was zum typischen Long-Covid-Haarausfall führt. Auch im Gehirnwasser seien schon Antikörper gefunden worden.

Auch Patientinnen und Patienten mit milden Krankheitsverläufen leiden unter Spätfolgen wie Atmenot und dauernder Müdigkeit. Die Charité-Arztin Carmen Scheibenbogen hat davon im Deutschlandfunk berichtet. Sie empfiehlt, erstmal nicht dagegen zu anzukämpfen. Wenn Herz und Lunge in Ordnung seien heile das bei den meisten aus.

Zahl der Betroffenen ist unklar

Wie viele Corona-Erkrankte in Deutschland von dem Post-Covid-Syndrom betroffen sind, ist unklar. Laut dem Robert Koch-Institut sind die Langzeitfolgen zurzeit noch nicht abschätzbar. Außerdem würden sie nicht regulär im Meldesystem erfasst. Betroffene gelten damit statistisch meist als genesen.