Mehr als die Hälfte aller deutschen Flüsse und Seen sind in einem schlechten ökologischen Zustand.

Der wird daran bemessen, welche und wie viele Organismen in Gewässern leben. Dieser Wert wird damit verglichen, wie der Bestand natürlicherweise sein sollte. Laut Plänen der Bundesregierung sollen bis 2027 alle Gewässer in Deutschland in "gutem Zustand" sein. Wie eine Anfrage der Grünen jetzt zeigt, ist sie diesem Ziel kaum näher gekommen. Vor allem gibt es keinen Überblick darüber, welche Folgen die Klimaerwärmung auf die Gewässer hat. Laut Bundesregierung gibt es in Deutschland 9804 Gewässer, nicht mal 800 sind - ökologisch gesehen - in einem guten oder sehr guten Zustand.

Matthias Wurms, Deutschlandfunk Nova Wissensnachrichten
"Die Bundesregierung sagt: Es gibt so viele Einflüsse auf die Gewässer, dass man gar nicht sagen kann, welche konkreten Folgen die Erderwärmung hat."

Laut der Antwort der Bundesregierung schneidet das Bundesland Rheinland-Pfalz am besten ab, dort haben knapp ein Drittel aller Flüsse und Seen die gewünschte Artenvielfalt. In Bremen, Berlin und Hamburg gibt es dagegen überhaupt keine Gewässer, denen es ökologisch gut geht. Hauptgründe für die schlechten Noten sind veränderte Flussläufe, zum Beispiel durch Schleusen oder Begradigungen, und Dünger und Pflanzenschutzmittel, die das ökologische Gleichgewicht stören.

Das sage allerdings nichts über die Badequalität der Gewässer aus, die ist nämlich nach Angaben des Umweltbundesamts in gut 90 Prozent der Fälle ausgezeichnet.

Die Grünen kritisieren die Bundesregierung und sagen, das Problem werde nicht ernst genommen. Vor allem die Auswirkungen der Klimaerwärmung würden nicht erfasst.

"Die Bundesregierung hat den Einfluss der Klimakrise auf unsere heimischen Gewässer nicht auf dem Schirm. Eigene Erkenntnisse redet sie klein."
Annalena Baerbock, Sprecherin der Grünen für Klimapolitik in einer Pressemitteilung

Die durchschnittliche Lufttemperatur in Deutschland hat seit etwa 1880 um 1,4 Grad Celsius zugenommen und Forscher haben am Stechlinsee im Norden von Brandenburg gemessen, dass dort auch die Wassertemperatur um 1,4 Grad gestiegen ist. Im Rhein wiederum ist die Wassertemperatur von 22 Grad in den letzten beiden Jahrzehnten deutlich öfter überschritten worden als in den zwei Jahrzehnten davor. Das bedeutet: Der Klimawandel kommt in den Gewässern an, ohne dass man weiß, was er bewirkt.