Als Student der arabischen Sprache kommt Jürgen Stryjak 1993 zum ersten Mal nach Kairo. Seit dieser Zeit berichtet er als freier Journalist über das Land. Zwischenzeitlich kehrte er nach Deutschland zurück, lebt aber seit 1999 durchgängig in Kairo.
Trotz der langen Zeit fern von der deutschen Heimat bevorzugt Jürgen zum Frühstück immer noch lieber Wurstbrote statt Fladenbrot mit Ful oder Falafel, das ägyptische Frühstück . Das sei doch eher eine Mahlzeit fürs Mittagessen. Mit den Sitten der Ägypter kennt sich Jürgen bestens aus. Seit er in Kairo lebt, hat er das ganze Land bereist und zwei Reiseführer über die Sinai-Halbinsel und das Rote Meer geschrieben.
"Die ganze Stadt Kairo ist ein Reisetipp!"
Seit zwei Jahren hat er den Reisejournalismus an den Nagel gehängt, wenn er aber Besuch aus dem Ausland bekommt, dann rät er immer zu einer mehrtägigen City-Tour durch Kairo und führt seine Gäste abends in Clubs, wo häufig Live-Musik angeboten wird.
Hauptsächlich beschäftigt sich Jürgen Stryjak zurzeit mit Themen aus dem Irak und Syrien, wobei der IS eine große Rolle spielt.
"Vor allem bin ich im Moment daran interessiert, wieso diese ganze Propaganda, die der IS ins Internet stellt, wieso die so frei zugänglich im Internet bleibt."
Die Propaganda des IS sei sehr wirkungsmächtig - gerade bei Menschen, die für Terror-Bilder und -Videos empfänglich seien. Insgesamt sei die Lage in Ägypten als ruhig zu bezeichnen. Der Sprengstoffanschlag vom 13. November 2014 stehe in einer Reihe von mehreren kleinen Anschlägen. Dabei würden sogenannte Soundbomben verwendet, kleinere Sprengsätze, die vor allem sehr laut seien, aber weniger Schaden anrichten würden. Die 16 Verletzten seien auch nur aufgrund der Panik verletzt worden, die der Anschlag ausgelöst habe.
Die Wucht des Arabischen Frühlings
Den Arabischen Frühling hat Jürgen 2011 hautnah miterlebt. Über die sozialen Medien hatten sich Aktionen angekündigt. In dieser Zeit musste Jürgen für eine Reportage ans Rote Meer fahren und verabschiedete sich im Scherz von seinen Kollegen: "Bitte fangt mit der Revolution nicht an, bevor ich nicht wieder zurück bin." Während seiner Reise hat er Bilder vom Tahrir-Platz mit den Demonstranten im Fernsehen gesehen und ist dann sofort nach Kairo zurück gekehrt.
"Ich habe erwartet, dass etwas passiert, allerdings habe ich nicht erwartet, dass es mit dieser Wucht kommt."
Am liebsten würde Jürgen über die Menschen berichten, die seit drei Jahren in Ägypten mit Initiativen und Kulturprojekten versuchen, die Gesellschaft zu verändern.
"Das sind vor allem Menschen unter 30, die versuchen etwas zu verändern und zu bewirken."