Manche sind da total ignorant und rascheln und knuspern auch dann mit den Nachos, wenn im Kino gerade die todtraurige, ruhige Szene - ohne Musik - läuft. Was aber, wenn die Stille zum Filmkonzept gehört, wie beim Horrorstreifen "A quiet Place"? Unser Autor wollte es wissen, hat sich eine Kinokarte und eine große Portion Popcorn gekauft.
Im Kino läuft gerade der Grusel-Horror-Film "A quiet Place". Die Menschen in dem Film müssen leise sein, um zu überleben. Jedes kleinste Geräusch könnte sie an die Aliens verraten. Die Zuschauer werden in den Film miteinbezogen, denn, wenn es keine lauten Actionszenen gibt, mit Ballerei und lauter Musik, dann gibt es auch keine wirklichen Momente, in denen man unbekümmert in die Nacho- und Popcorntüten greifen und genüsslich ein paar Portionen knabbern kann. Der Film "A quiet Place" funktioniert umso besser, wenn es im Kino mucksmäuschenstill ist.
Stephan liebt Nachos und dachte sich, ein Film ohne Snacks ist aber auch keine Lösung. Also hat er sich neben der Kinokarte auch noch eine große Portion Nachos mit Käsesoße gekauft. Laut Twitter ist es der "falscheste Film für Popcorn". Aber die Zuschauer in Stephans Kinosaal scheinen das nicht mitbekommen zu haben oder sie ignorieren es einfach.
"Weit mehr als die Hälfte kommt schwer beladen ins Kino. Tütenrascheln und Kaugeräusche, tuscheln und reden, hinter uns wird gekichert."
Zu Beginn des Films - obwohl es schon richtig spannend und leise ist - wird noch geraschelt, geknabbert, gekichert und getuschelt. Stephan hatte das nicht erwartet, nachdem er eine Diskussion über diesen Film auf Twitter verfolgt hatte. Ein User hatte davon abgeraten, mit Freunden ins Kino zu gehen, die nicht ruhig sein können. Stephan selber hat seine Nachos zur Seite gestellt, aber der Rest im Kino ist nicht ganz so aufmerksam.
"Auf Twitter erzählen User, sie hätten nicht gedacht, dass es so leise sein kann im Kino, dass niemand sich traut zu atmen, geschweige denn zu snacken. Das war definitiv ein anderes Kino."
Der Schweizer Filmwissenschaftler Vinzenz Hediger glaubt, dass wir uns im Kinosaal zurückentwickeln, ins Nuckelalter. In der prägenitalen Phase geht Befriedigung über den Mund, daher das permanente Essen.
Stephans Fazit: In "A quiet Place" wird dieser Effekt deutlich reduziert. Je länger der Film läuft, desto ruhiger der Saal, desto verzagter die Snackgeräusche. Nicht mal Kichern von hinten rechts. Es gab sogar Stellen im Film, da hörte es sich im Kinosaal an, also würde nur solches Popcorn gekaut, was vorher ordentlich weichgespeichelt worden ist.
- Popcorn oder Menschenleben? | Stell dir vor: Du bist auf dem Weg ins Kino. Im Autoradio hörst du, dass alle drei Sekunden ein Mensch stirbt, weil er arm ist - es mangelt an Hygiene, Medikamente fehlen. Nur wenige Cents könnten ein Menschenleben retten. Dein Kinobesuch kostet, inklusive Popcorn, 15 Euro. Was machst du?
- Bei 180 grad knallt's! | Wer schon mal Popcorn selber gemacht hat, kennt die Knallerei im Kochtopf. Wir wissen jetzt, woher das Geräusch kommt, wenn die Maiskörner aufploppen.
- Serien verändern unseren Blick aufs Kino | Wenn wir Serien schauen, können wir jederzeit stoppen und später weitergucken. Dadurch fällt es uns schwerer, uns auf Kinofilme einzulassen.
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