Das Abitur ist an sich schon eine nervenaufreibende Zeit – wenn dann noch die Corona-Krise dazukommt und alle Pläne durcheinanderbringt, kann das viele Abiturienten aus der Bahn werfen. Joshua erzählt, wie er damit umgeht.
Eigentlich würde Joshua Grasmüller gerade für seine letzten zwei Abi-Prüfungen büffeln – doch in Bayern wurden am 13. März die Schulen Corona-bedingt geschlossen. Was mit dem Abitur passieren würde, war erst mal nicht klar.
"Es war für mich das Schlimmste – diese Ungewissheit in den sechs Wochen, während die Schulen auch zu waren."
Die Nervosität ist auch deswegen bei allen angestiegen, weil sie sehr lange im Ungewissen waren, wie und wann das Abitur ablaufen würde, beschreibt der Landesschülersprecher. "Kurze Zeit später kam die Nachricht, dass das Abi verschoben wird", erinnert er sich. Dieses Jahr beginnen die Prüfungen in Bayern am 20. Mai und enden erst Mitte Juli.
Auch wenn der Sommer deshalb deutlich kürzer ausfällt, ist Joshua froh, dass die Prüfungszeiten jetzt feststehen: "Es ist für mich eine große Erleichterung, dass man ein konkretes Ziel hat und vor allem, dass man weiß, wann es endlich vorbei ist", sagt der Schüler. "Es war für mich das Schlimmste – diese Ungewissheit in den sechs Wochen, während die Schulen zu waren." Niemand habe währenddessen gewusst, ob die ursprünglichen Prüfungstermine stattfinden und was mit den Leistungen passiert, die die Schülerinnen und Schüler während den ausgefallenen sechs Wochen hätten erbringen sollen.
Abiturprüfungen während der Corona-Krise: Wenig Gewissheit, wann was stattfindet
Das bayerische Kultusministerium entscheidet schließlich: Die Schülerinnen und Schüler müssen keine Halbjahres-Klausuren nachholen und die Noten für das zweite Halbjahr der zwölften Klasse werden entsprechen angepasst. Die Abiturprüfungen werden verspätet geschrieben. "Das gibt uns Schülerinnen und Schülern eine Sicherheit", sagt Joshua. Auch wenn viele das Durchschnittsabitur, also eine Hochschulreife ohne Prüfungen und mit einem Durchschnitt aus den Zeugnisnoten der zwei Abiturjahre, gefordert hatten.
Doch auch die Zeit nach den Prüfungen sieht für viele wegen Corona anders aus. "Es gibt sehr viele Schüler*innen, bei denen ein sehr großes Fragezeichen aufgeploppt ist", erzählt Joshua. Natürlich gebe es viele, die sich trotz allem auf ihr Studium freuen. Diejenigen, die ein Auslandsjahr oder ein Freiwilliges Soziales Jahr geplant haben, wissen aber jetzt nicht mehr, wie das nächste Jahr aussehen wird.
Joshua kennt auch Abiturienten, die schon Ausbildungsplätze in der Tasche hatten, die Betriebe aber wieder absagen mussten, weil es ihnen jetzt wirtschaftlich so schlecht geht. Er selbst hat sich in der letzten Minute einen Ausbildungsplatz zum Notfallsanitäter gesichert.
"Da ist bei sehr vielen Schülerinnen und Schülern ein großes Fragezeichen in der weiteren Planung aufgekommen."
Auch Abibälle – in Joshuas Schule wäre es eine Veranstaltung mit knapp 600 Leuten gewesen – können in ihrer ursprünglichen Form nicht stattfinden. Die Schülerschaft sucht aber nach einer Alternative, so Joshua. Eventuell kriege man eine Feier im kleinen Kreis hin, natürlich inklusive aller Hygienevorschriften. Aber eben so, "dass jeder noch seinen persönlichen Abitur-Moment bekommt."
Und der Sommer, der nach der Schule eigentlich die Zeit der Freiheit sein sollte? Joshua selbst wollte im Sommer mit dem Zug von München über die Balkan-Staaten bis nach Griechenland reisen – das geht jetzt natürlich nicht. Stattdessen hofft der 18-Jährige, dass er im Sommer eine Tour durch Österreich und die Schweiz machen kann und freut sich, dass er trotz der Umstände den Führerschein bekommen hat. "Das ist schon mal ein großes Stück Freiheit für mich", sagt Joshua.
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