Die sogenannte Abnehmspritze kann seit Kurzem in Deutschland verschrieben werden. Sie ist zwar umstritten, für Riccarda ist sie aber eine große Chance, ihr Übergewicht zu reduzieren. Sie ist eine der ersten in Deutschland, die das Medikament bekommt.
Riccarda hat schon seit vielen Jahren den Wunsch, ihr Leben zu verändern. Im Mittelpunkt dieser Veränderung steht ihr Gewicht. Die 24-Jährige gilt nach den Kriterien des Body-Mass-Index (BMI) als stark übergewichtig. Bei einer Körpergröße von 1,70 Metern wiegt sie 95 Kilogramm.
Was Adipositas bedeutet
Riccarda hat die chronische Krankheit Adipositas. Ausschlaggebend für die Diagnose ist ein BMI von über 30. Von Übergewicht spricht man ab einem BMI von 25. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) gilt in Deutschland über die Hälfte der Menschen als übergewichtig. Fast jeder vierte Deutsche hat Adipositas.
Die Krankheit kann für Betroffene vor allem ein gesundheitliches Problem werden. Durch die Adipositas ist zum Beispiel das Risiko für Diabetes, Bluthochdruck, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöht. Auch verschiedene Krebsformen kommen häufiger vor.
Für Riccarda ist klar: Sie möchte abnehmen. Dafür hat sie bereits viel ausprobiert, sagt sie. Sie hat Sport gemacht, ihre Ernährung umgestellt und sogar sogenannte Abnehmpillen ausprobiert. Doch das Übergewicht ist geblieben.
Abnehmspritze ist kein Wundermittel, aber Hilfe
Ihr behandelnder Arzt hat ihr deswegen zu einer Abnehmspritze geraten. Das Medikament mit dem Namen "Wegovy" ist seit Juli in Deutschland verfügbar. Riccarda ist eine der ersten, die es ausprobiert.
Die Spritze sieht aus wie ein Stift, mit dem sie sich das Medikament selbst spritzen kann. Der darin enthaltene Wirkstoff Semaglutid reduziert den Appetit. Riccarda soll sich durch die Therapie schneller und länger satt fühlen. Das bedeutet: Heißhunger-Attacken, wie sie bei Diäten häufig vorkommen, werden ausgebremst.
"Ich war müde. Mein Frühstück habe ich nicht richtig aufbekommen, weil der Appetit nicht richtig da war."
Im Körper funktioniert Semaglutid ähnlich wie das Hormon GLP-1, das natürlicherweise im Darm gebildet wird. Es verlangsamt unter anderem die Magenentleerung. Als Nebenwirkungen der Abnehmspritze können aber Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen oder Müdigkeit auftreten.
Riccarda spritzt sich Wegovy ein Mal in der Woche. Bis zu drei Kilo in zwei Wochen soll sie damit abnehmen, rechnet ihr Arzt und Adipositas-Experte Till Hasenberg vor. Für die Kosten der Spritze muss Riccarda selbst aufkommen, die Krankenkasse übernimmt sie nicht. Zwischen 170 und 300 Euro können das im Monat werden. Das Medikament gibt es nur auf Rezept.
Eine Spritze Motivation
Die Abnehmspritze ist aber kein Wundermittel, wie Riccarda feststellt, auch wenn es im Netz oft als solches beworben wird: Riccarda muss weiterhin Sport machen und auf ihre Ernährung achten, um Erfolge zu erzielen.
Das Medikament soll Menschen mit Adipositas unterstützen, erklärt Till Hasenberg: "Für manche ist es ein Turbo, um auch Motivation zu tanken: Wenn man drei Kilo abnimmt, in der Folgewoche dann wieder drei, macht Sport mehr Spaß." Ähnlich verhalte es sich mit einer ausgewogenen Ernährung.
"Das ist kein Medikament, das man nimmt und sich um nichts mehr kümmern muss. Es ist eine Ergänzung."
Nach zwei Wochen mit dem Medikament, hat Ricarda insgesamt ein Kilo abgenommen. Es ist nicht das, was sie erwartet hatte. Ihr Arzt ist aber dennoch zufrieden: "Wir müssen ja auf die Langstrecke planen", sagt er. "Ich glaube, das ist ein realistisches Abbild, wie eine Adipositas-Therapie auch wirklich funktioniert. Dass wir von den kleinen Schritten leben."
Riccarda hat in den folgenden Wochen die Dosis der Spritzen weiter erhöht. Sie bekommt dadurch stärkere Probleme mit der Verdauung. Aber immerhin: Nach sechs Wochen fällt ihr Gewicht auf unter 90 Kilogramm. Ein großer Schritt für sie. Ob sie ihr Gewicht halten oder noch weiter senken kann? Studien zeigen, dass die Spritze zwar gut beim Abnehmen hilft, doch viele auch schnell wieder zunehmen, sobald sie das Medikament absetzen.