Da kommt die Kündigung und dann? Wie mache ich einen guten Abgang? Generalabrechnung? Persönlich - oder per Rundmail? Alternative: Schnittchen und Sekt auf dem Flur. Und: Was kann ich eigentlich vom Chef erwarten?
Natürlich ist es besser, von alleine zu gehen. Aber manchmal kommt einem der Chef oder die Chefin zuvor mit der Kündigung. Und dann? Wie geht man damit um? Also, wie geht man gut damit um? Eins ist klar: Im ersten Moment möchte man einfach nur heulen und Menschen anschreien. Die, die eh doof sind, aber vielleicht auch einige, die gar nichts dafür können. Tatsächlich gibt es Menschen, die sich professionell mit Entlassungen beschäftigen. Claudia Michalski rät dazu, sich hinzusetzen und Abschied zu nehmen. Um "Trennungsfrieden" zu finden.
"Der Chef sollte nach der Gesamtsituation entscheiden, ob es einen Sektempfang gibt, einen Händedruck, oder eine wertschätzende E-Mail. Vielleicht auch ein Treffen mit den engsten Kollegen."
Mit einem Entlassungsgespräch ist es nicht getan. Claudia Michalski berät Führungskräfte und begleitet sie auch. Sie spricht von "Trennungskultur" und hat dabei auch im Blick, dass es nicht nur für die Mitarbeiter schöner ist, vernünftig entlassen zu werden, mit Wertschätzung. Auch für das Unternehmen selbst sei es ratsam, sich darum Gedanken zu machen, wie man Mitarbeiter entlässt. Denn eine Kündigung hinterlässt Wirkung.
"Zum einen auf denjenigen, der gehen muss, der natürlich im Selbstwert extrem getroffen ist und bei dem das tiefe Spuren hinterlassen kann. Zum anderen auf die Kollegen."
Die Kollegen sehen natürlich, wie mit denjenigen umgegangen wird, die ihren Job verlieren. Wird zum Beispiel gar nicht darüber geredet, schürt das auch Unsicherheiten. Und die "gegangen worden sind", werden natürlich weiter erzählen, was sie erlebt haben. Das ist nicht gerade gut fürs Image der Firma. Sprich: ein schlechter Entlassungsstil schadet dem Unternehmen nach innen und nach außen.
"Viele Führungskräfte lassen es leider oft an Empathie fehlen. Das Unternehmen leidet auch, wenn Mitarbeiter unqualifiziert und wenig wertschätzend entlassen werden."
Für die Chefs selbst ist es aber auch nicht unbedingt leicht. Eine Kündigung ist auch für Vorgesetzte eine Herausforderung. Unternehmensberater wissen das. Walter Straub arbeitet seit 40 Jahren in der Branche. Er hat festgestellt, dass die Bereitschaft, mitarbeiterorientierter zu sein, oder wertschätzender, immer dann am größten ist, wenn nicht genügend andere da sind, die den Job machen können.
"Was ich sehr deutlich spüre, ist, dass immer dann der Mitarbeiter wichtig werden durfte, oder konnte, wenn nicht genügend vor der Tür standen."
Zusammenfassend kann man sagen, beim Einstellen geben sich die Chefs oft sehr viel Mühe, beim Entlassen hingegen nicht. Vielleicht sollte man selbst den Abschied beim Vorgesetzten einfordern. Wozu auch immer man tendiert, Straub rät dazu, seine eigene Betroffenheit zu schildern und zu gehen, ohne andere zu verletzen oder zu beleidigen.
Weitere Links zur Kündigung und zum Abschied:
- SZ: Emails nach Kündigung | Warum tut ihr euch das an?
- Karrirebibel: Abschiedsmail | Letzte Worte an Kollegen
- DRadio Wissen Nachrichten | Jobverlust kann jahrelang Vertrauen in Menschen zerstören