Nach Schätzungen leiden rund zwei Millionen Erwachsene in Deutschland am Aufmerksamkeitsdefizit (ADHS). Zwischen 30 bis 60 Prozent der Kinder, die unter ADHS leiden, nehmen die Symptome mit ins Erwachsenenalter. ADHS-Patienten haben meist Probleme bei der Arbeit, mit Beziehungen, im Straßenverkehr und können sich schlecht konzentrieren.
Die Neurofeedback-Therapie kann Menschen mit ADHS helfen. Studien haben das bei Kindern bestätigt und auch für Erwachsene gibt es erste positive Ergebnisse. Das zumindest schreibt die Universität Tübingen zur laufenden Studie über zwei Trainingsmethoden für Erwachsene, die an ADHS leiden. Die Psychologin Ute Strehl hat das Neurofeedback für Kinder entwickelt. Kinder mit ADHS haben zu viele langsame und zu wenig schnelle Gehirnfrequenzen.
"Dann kann man das Programm so machen, dass die Kinder lernen, das zu verändern, dass sie weniger langsame und mehr schnelle Frequenzen haben. Und die schnellen sind notwendig, damit ich wach und aufmerksam sein kann, dass ich Aufgaben zu Ende bringen kann."
Den Patienten werden EEG-Elektroden am Kopf angebracht, über die die Gehirnwellen an einen Computer weitergeleitet werden. Der Patient sieht vor sich auf dem Monitor, ob die Frequenzen schneller oder langsamer sind. Die Wellen werden grafisch umgesetzt, sodass der Patient mithilfe seiner Konzentration die Frequenzen beeinflussen kann. Der Patient wird mit einem Video belohnt - dadurch wird das Konzentrations- und Aufmerksamkeitstraining positiv verstärkt.
Training zur Selbsthilfe
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass bei ADHS biologische Veränderungen im Gehirn vorliegen. Die langsamen Theta-Wellen, die bei tiefer Entspannung und schläfrigem Wachzustand vorkommen, sind bei ADHS-Patienten zu stark ausgeprägt. Dagegen treten die schnellen Beta-Wellen, die bei konzentrierter geistiger oder körperlicher Aktivität im Wachzustand vorkommen, nur vermindert auf.
Ziel des Neurofeedback ist es, dass die Patienten nach dem Training auch ohne EEG-Rückmeldung im Alltag automatisch ihre Gehirnwellen beeinflussen können. Dadurch würden die ADHS-Symptome abnehmen - und die Patienten könnten auf Medikamente verzichten.
Mehr im Netz zu Neurofeedback und ADHS:
- Neurofeedback-Training | Die Universität Tübingen beschreibt die Behandlung mit Neurofeedback
- Ständig in Bewegung | Porträt der ADHS-Patientin Nihal Acikdüsün, die zum ersten Mal als Erwachsene Neurofeedback anwendet
- ADHS: Fast jeder Dritte auch noch als Erwachsener betroffen | Artikel in der Ärztezeitung
- Biofeedback Neurofeedback bei ADHS | Infos des ADHS-Zentrums über Neurofeedback
- ADHS im Erwachsenenalter | Ausführlicher Artikel von Astrid Neuy-Bartmann
- Woher weiß ich, ob ich ADHS habe? | Walter Hultzsch über die Symptome
- ADHS: Zappelphilipp wird erwachsen | Artikel auf Spiegel Online
- Neue Studie zeigt: Neurofeedback ist auch bei erwachsenen ADHS-Patienten wirksam | Informationen zu den ersten Forschungsergebnissen
- Grundlagen, wissenschaftliche Datenlage, Effektstärke, Anwendungsbeispiele, Ökonomie der Behandlungsform und Orientierung für Einsteiger | Informationen der Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte e.V.
- Gehirnjogging für den Zappelphilipp | wissen.de über Neurofeedback
- Studien über Neurofeedback bei Kindern | Zusammenstellung der bisherigen Studien