Immer mehr erfahren wir gerade über die Affenpocken. Das ist eine Infektionskrankheit, die sich gewöhnlich zwischen Tieren verbreitet. Nun werden zunehmend Ansteckungen bei Menschen bekannt.
Seit einigen Tagen macht der Name eines neuen Virus die Runde durch unsere Timelines – Affenpocken. Neu ist das Virus zwar nicht, doch es verbreitet sich gerade in immer mehr Ländern von Tieren auf Menschen. In Deutschland sind bis jetzt vier Fälle bestätigt. Das Bundesgesundheitsministerium rechnet damit, dass es in den nächsten Wochen immer mehr werden.
Bei unbekannten, sich verbreitenden Viruserkrankungen schrillen bei vielen von euch vermutlich die Alarmglocken. Schließlich kämpfen wir weltweit noch immer gegen die Verbreitung von Corona.
Jakob Vogel aus der Deutschlandfunk-Nova-Nachrichtenredaktion erklärt aber, dass die meisten Infektionen mild verlaufen – und auch die Symptome sind keineswegs zu vergleichen mit einer Covid-19-Erkrankung.
"Die Symptome ähneln ungefähr denen einer Grippe – nur ohne die klassischen Erkältungssymptome. Fachleute sagen, Fieber sei typisch."
Demnach haben Patient*innen Glieder- und Muskelschmerzen. Die für Pocken typischen Pusteln auf der Haut muss es bei ganz milden Verläufen nicht geben. Die Viruserkrankung wurde erstmals in den 50ern in einem dänischen Labor bei Affen nachgewiesen, so Jakob Vogel.
Bisher wurde die Krankheit überwiegend auf dem afrikanischen Kontinent festgestellt. Seit ein paar Tagen taucht sie in vielen Ländern auf. Und das, obwohl Betroffene in keinem Bezug zu Afrika stehen.
Übertragung der Affenpocken von Tier zu Mensch
Es gibt mehrere Varianten der Affenpocken wie die zentralafrikanische und westafrikanische. Bei den in Europa bekannten Fällen handelt es sich höchstwahrscheinlich um die westafrikanische Variante, sagt Jakob Vogel.
Bekannt ist, dass die meisten der bis jetzt bestätigten Fälle der Affenpocken homo- und bisexuelle Männer betreffen. Fachleute weisen darauf hin, dass sich das Virus unter Menschen mit häufiger wechselnden Sexualpartnern verbreitet. Die Aidshilfe warnt deswegen bereits jetzt deutlich vor falschen Schlussfolgerungen, die zu einer Stigmatisierung von schwulen Männern oder auch Menschen aus Afrika führen könnten.
Holger Wicht ist Pressesprecher der Deutschen Aidshilfe. Er erinnert im Gespräch mit Deutschlandfunk-Nova- Moderatorin Sonja Meschkat an die diskriminierenden Erfahrungen vieler homosexueller Männer mit dem Aufkommen des HIV. Damals hieß es oft, dass homosexuelle Männer aufgrund ihres Lebensstils selbst schuld seien und eine Gefahr für die restliche Bevölkerung darstellen würden.
Aufklären statt verurteilen
Diese Erfahrungen sind immer noch sehr präsent, sagt Holger Wicht. Menschen würden bei einem Aufkommen neuer Krankheiten nach Schuldigen suchen – deshalb sei gerade jetzt Vorsicht geboten, wie das erhöhte Risiko für homo-oder bisexuelle Männer kommuniziert wird. Denn natürlich müssten die Gruppen, die am stärksten betroffen sind darüber informiert werden und unterstützt werden sich besser zu schützen.
Wichtig ist für Holger Wicht klarzumachen: Es ist nicht so, dass nur Männer, die gleichgeschlechtlichen Sex haben, sich mit Affenpocken infizieren können. Das erhöhte Risiko gilt für alle, die sehr engen Körperkontakt mit einer infizierten Person haben.
Weltweit mehr als 100 bestätigte Fälle
In einem Bericht für den Gesundheitsausschuss des Bundestages geht das Bundesgesundheitsministerium davon aus, dass die Fallzahlen in Deutschland weiter steigen. Weltweit gibt es inzwischen 130 bestätigte und Verdachtsfälle.
Reporter Jakob Vogel erklärt, dass es in ganz seltenen Fällen aber auch schwere Krankheitsverläufe geben kann, die im schlimmsten Fall sogar tödlich enden können. "Die Gefahr für die Bevölkerung in Deutschland schätzt das Robert-Koch-Institut dagegen gerade ziemlich gering ein."
Der Infektiologe Leif Erik Sander von der Charité in Berlin sagt im RBB in Bezug auf den Ansteckungsweg, dass die Weitergabe der Affenpocken in der Regel von Tier zu Mensch erfolge.
"Wenn die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt, dann nur durch sehr engem Körperkontakt. Möglicherweise gibt es auch eine Tröpfchenübertragung", so Sander.
Am ehesten werde das Virus aber durch Hautkontakt weitergegeben. Daher vermutet der Infektiologe der Berliner Charité, dass sich das Virus nicht stark verbreiten wird. Vor einer Infektion könnte möglicherweise eine Pockenimpfung schützen.