Die Corona-Pandemie mischt auch auf dem Aktienmarkt mit. Während viele herkömmliche Aktien eine anhaltende Talfahrt erleben, halten sich nachhaltige Fonds solide. Das liegt unter anderem an den Sektoren, in die sie investieren.

Anfang März 2020 ist der Kurs vieler Aktien in den Keller gegangen. Davon erholt haben sich bisher nur wenige Papiere. Nachhaltige Aktienfonds sind hingegen vergleichsweise gut durch die Krise gekommen, meldete zuletzt das Analysehaus Scope Analysis.

Zwar haben auch nachhaltige Fonds während der Corona-Pandemie einen Dämpfer erlitten, durchschnittlich betrachtet haben sie aber um ein bis zwei Prozentpunkte weniger an Wert verloren als konventionelle Papiere, so das Analysehaus.

Fondsmanager oder Algorithmus

Nachhaltige Aktienfonds unterscheiden sich in zwei Arten, erklärt Wirtschaftsjournalistin Katja Scherer:

  • Aktiv gemanagte Fonds: Ein Fondsmanager wählt spezifisch Aktien aus, die nachhaltig sind und beobachtet anschließend ihre Entwicklung mit dem Ziel, einen Fond durch Zu- und Verkäufe mit möglichst viel Wert zusammenzustellen.
  • ETF (Exchange Traded Fund): Dieser Fonds wird nicht aktiv von einem Fondsmanager betreut, sondern orientiert sich mithilfe eines Algorithmus an einem bestimmten Index wie dem DAX. Der Algorithmus analysiert also beispielsweise den DAX auf seinen Gesamtwert und prüft, wie hoch die Anteile der Aktien bestimmter Unternehmen daran sind. Auf dieser Grundlage wird ein Fonds ermittelt.

Weniger auf Risiko, mehr auf Stabilität setzen

Ein Grund für die stabile Entwicklung der nachhaltigen Anlageformen während der Corona-Pandemie ist ihre Zusammensetzung, erklärt Simone Schieg, Senior Analystin bei Scope Analysis.

Viele von ihnen beinhalten zum Beispiel kaum bis gar keine Aktien aus der Öl- oder Kohleindustrie. "Im Nachhinein hat sich das als besonders günstig herausgestellt, da Energieaktien im ersten Quartal die höchsten Kurseinbußen erlitten haben", sagt sie. Das wiederum liege an Fabriken, die aufgrund des neuartigen Coronavirus zeitweise schließen mussten.

Nachhaltige Fonds setzen also auf solide Branchen, so Simone Schieg, beispielsweise aus dem Gesundheitssektor. Diese würden weniger auf ein schnelles Wachstum mit hohen Risiken abzielen.

Im Tagesgeschäft stabil

Dass nachhaltige Fonds generell weniger anfällig für Krisen sind, ist bisher noch nicht belegbar. Viele dieser Papiere sind erst seit kurzer Zeit auf dem Markt, erklärt Katja Scherer. Im Tagesgeschäft würde es bei ihnen bisher zumindest zu weniger Schwankungen kommen.

"Insgesamt gelten nachhaltige Papiere als weniger schwankungsanfällig. Das heißt, auch jenseits von großen Krisen, gibt es da weniger Auf und Ab im Tagesgeschäft."
Katja Scherer, Wirtschaftsjournalistin

Und auch bei der Rendite stehen nachhaltige Fonds rein profitorientierten Papieren in nichts nach, sagt Finanzexperte Bostjan Krisper vom Verbrauchermagazin Finanztest. Geld verdienen lässt sich mit ihnen also auch. Vielmehr schätzen Expertinnen und Experten eine Zunahme an Wachstum bei Aktien aus Bereichen der grünen Energie oder Recycling, so die Wirtschaftsjournalistin.

Nachhaltige EFTs für den Einstieg ins Aktiengeschäft

Für Einsteigerinnen seien vor allem nachhaltige ETFs eine risikoarme Investition mit niedrigen Abschlusskosten. Vorher sollten Anleger noch checken aus welchen Aktien der nachhaltige Fonds genau besteht, rät Finanzexperte Bostjan Krisper. Für sie würden bisher noch einheitliche Richtlinien fehlen, die Nachhaltigkeit definieren.

"Als Anleger muss man immer individuell schauen: Wie streng definiert ein Unternehmen Nachhaltigkeit? Spielt zum Beispiel nur der CO2-Fußabdruck eine Rolle oder wird auch geschaut, ob es fair produziert?"
Katja Scherer, Wirtschaftsjournalistin
Shownotes
Ökonomie vs. Ökologie
Nachhaltige Aktienfonds kommen besser durch die Coronakrise
vom 19. August 2020
Moderatorin: 
Tina Howard
Gesprächspartnerin: 
Katja Scherer, Wirtschaftsjournalistin