Ob Menschen sich an Corona-Maßnahmen halten oder dagegen protestieren, hängt davon ab, wie groß ihr Vertrauen in die Forschung ist.

Forschende geben Empfehlungen und die Politiker entscheiden, was zu tun ist. So war es auch im Verlauf der Corona-Pandemie. Viele von uns haben soziale Distanz eingehalten und einen Mund-Nase-Schutz getragen. Außerdem sind viele der Empfehlung gefolgt und haben sich impfen lassen.

Massenproteste in Frankreich und Deutschland

Aber in zahlreichen Ländern gab es auch Massenproteste gegen Einschränkungen - beispielsweise in Frankreich und Deutschland. Dass Geschäfte und Restaurants geschlossen wurden, Ausgangsbeschränkungen erlassen und das Tragen einer Maske - beispielsweise in Supermärkten und öffentlichen Verkehrsmitteln zur Pflicht wurde -, hat für viel Unmut und Verweigerung gesorgt.

"In Neuseeland ist das Vertrauen in die Forschenden groß, anders als zum Beispiel Frankreich."
Raphael Krämer, Deutschlandfunk Nova

Ganz anders in Neuseeland - da blieben Proteste weitgehend aus. In einer Studie hat ein französisches Forschungsteam jetzt festgestellt, dass es gar nicht so sehr damit zusammenhängt, ob wir in die Politik unseres Landes vertrauen, sondern vielmehr damit, ob wir der Wissenschaft glauben schenken.

Dieses Vertrauen spiele sich auf der Beziehungsebene ab: Das heißt, es geht nicht um die Forschung an sich, sondern um die Personen. Wichtig ist also, ob wir den Forscherinnen und Forscherinnen trauen, die Verhaltensweisen empfehlen und über den Forschungsstand informieren.

Weltweit starke Zustimmung für die Wissenschaft unter Befragten

Für die Studie hat das Team einer Pariser Wirtschaftshochschule insgesamt 54.000 Menschen aus zwölf Ländern befragt. Vor allem ging es in den Fragen um die Regeln, mit denen eine Corona-Infektion verhindert werden soll. Das Tragen einer Maske, Versammlungsverbote, Reisebeschränkungen und Ähnliches. Auch die Impfbereitschaft wurde abgefragt.

Dabei stellten die Forschenden fest, dass das Vertrauen in die Wissenschaft hoch ist. 84 Prozent der Befragten stimmten den Empfehlungen von Forschenden zu. Im Gegensatz dazu war das Vertrauen in die Regierungen im Durchschnitt eher schlecht. Es lag bei knapp 50 Prozent. Im Verlauf der Pandemie gab es allerdings auch einzelne Länder, in denen sich die Zahlen verändert haben.

  • In Italien und den USA war das Vertrauen in Forschende erst hoch, nahm dann aber ab. (Daten von März bis Dezember 2020)
  • In Großbritannien und Österreich haben vor allem die Regierenden Vertrauen eingebüßt. (Zustimmung ging von 75 auf 64 Prozent zurück)
  • In Neuseeland blieb das Vertrauen in Wissenschaft und Politk hoch.
  • Auch das Vertrauen in andere wurde abgefragt: In Schweden standen die Befragten jeder Verpflichtung für Corona-Regeln skeptisch gegenüber, anscheindend weil das Vertrauen in die Mitmenschen (Beispiel Abstand einhalten) besonders hoch ist.

Fazit der Studie

Bei der Corona-Politik müsse auf die Wissenschaft gesetzt werden, resümierte das Forschungsteam aus Frankreich. Das Vertrauen in Forschende sei der Schüssel, wenn es um die Impfbereitschaft und das Befolgen von Corona-Regeln gehe.

Um diese These zu unterstützen, haben die Forschenden die Versuchsteilnehmenden außerdem gefragt, ob sie auch zu Hause eine Maske tragen würden, wenn:

  • die Regierung dazu auffordert
  • die Weltgesundheitsorganisation das empfiehlt
  • oder ein Medizin-Nobelpreisträger sich dafür ausspricht

Die meisten gaben an, dass sie sich daran halten würden, was ein Medizin-Nobelpreisträger vorschlägt.

Shownotes
Corona-Pandemie
Akzeptanz von Corona-Maßnahmen hängt vom Vertrauen in die Forschung ab
vom 28. September 2021
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächpartner: 
Raphael Krämer, Deutschlandfunk Nova