Alexa, Siri und andere digitale Assistenten sammeln Daten von uns, das wissen wir. Genau diese Daten wollen nun die Innenminister der Länder in die Finger bekommen.
Alexa hört immer mit, wenn ihr das Gerät nicht ausdrücklich deaktiviert. Und es könnte auch sein, dass Alexa lauscht, wenn gerade jemand zum Beispiel ein Verbrechen plant. Noch haben es die Innenminister nicht in trockenen Tüchern, doch nächste Woche wollen sie die Weichen dafür stellen: Ermittler sollen Zugriff auf die Speicher von Smart-Home-Geräten wie Alexa und Siri bekommen. "Ein weiterer Angriff auf unsere Privatsphäre bahnt sich da an", stellt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Andreas Noll fest.
"Es gibt offenbar noch verfassungsrechtliche Bedenken, aber die Politiker sind zuversichtlich, dass sie eine saubere Lösung hinkriegen."
Smart-Home-Geräte zeichnen in der Regel erst auf, wenn sie aktiviert wurden. Etwa wenn ihr das Wort "Alexa" sagt und ihr eine Frage stellt. Dann werden die Daten verschlüsselt in die Cloud geladen, sie werden verarbeitet, und Alexa spuckt euch eure Antwort aus.
Diese Daten wollen Sicherheitsbehörden auswerten können. Voraussetzung dafür wäre dann: Ein Richter muss die Auswertung der Daten vorher angeordnet haben. Ziel, so die Innenminister, ist eine "effektive Kriminalitätsbekämpfung". Bisher rückt zum Beispiel Amazon keine Daten von Alexa beziehungsweise dem Amazon-Echo-System an Behörden heraus.
Amazon gibt (noch) keine Sprachassistent-Daten weiter
"Wir geben keine Kundendaten an Behörden weiter, ohne dass uns eine gültige, rechtlich verbindliche Anordnung dazu verpflichtet", heißt es in einer Mitteilung von Amazon. Die Botschaft ist klar: Im Moment bekommen die Behörden nichts. Aber die Daten sind für Ermittler extrem wertvoll. In den USA wurden sogar schon Alexa-Aufnahmen vor Gericht verwendet. Wenn es also eine Gesetzesänderung gibt, könnte das auch in Deutschland passieren.
Für Datenschützer ist das ein Graus. Die NRW-Landesdatenschutzbeauftragte Helga Block hält das für verfassungswidrig: Die Verfassung garantiere einen nicht-öffentlichen Bereich, in dem die Bürgerinnen und Bürger unbehelligt ihr Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit wahrnehmen könnten.
"Alexa! Lösche, was ich heute gesagt habe!"
Tatsächlich wird das, was wir etwa Alexa erzählen, bereits jetzt belauscht. "So wurde im April enthüllt, dass Amazon hunderte Mitarbeiter beschäftigt, die die Aufzeichnungen durchhören", sagt Andreas Noll, "Damit soll die Spracherkennung verbessert werden." Das kann zwar deaktiviert werden, und in Zukunft soll es auch den Befehl "Alexa! Lösche, was ich heute gesagt habe!" geben. Aber unser Reporter ist skeptisch: "Wie sehr das dann aber wirklich gelöscht ist, ist wieder eine andere Frage."