Regisseur Andrew Haigh thematisiert in seinen Filmen immer wieder queere Identität, so auch in "All of Us Strangers", der jetzt in die deutschen Kinos kommt. Wir haben mit dem Filmemacher und auch mit zwei Schauspielern aus dem Film gesprochen.

Warum wir hier immer wieder über diverse Filmthemen reden? Euch queere Filme vorstellen oder solche, die nicht mainstream-weiß-heteronormativ besetzt sind? Weil es notwendig ist, weil es eben immer noch nicht normal ist – zumindest nicht für die breite Masse. Der nächste Schritt in diese Richtung ist der Film "All of Us Strangers".

Im Film geht es um Adam (unser Bild), einen Drehbuchautor in seinen Vierzigern, der in einem typischen neuen Londoner Hochhaus wohnt, das gerade noch so halb im Bau ist und deswegen fast vollständig leer steht.

Paul Mescal, Andrew Scott. Claire Foy und Andrew Haigh bei der "All of Us Strangers"-Vorstellung in London.
© Imago | Landmark Media
Paul Mescal, Andrew Scott. Claire Foy und Andrew Haigh bei der "All of Us Strangers"-Vorstellung in London.

Es kommt heraus: Adam hat im Alter von 12 seine Eltern bei einem Autounfall verloren, das ist über 30 Jahre her. Aber als er vor seinem Elternhaus steht, in der Gegenwart, wird er von seinen eigenen Eltern reingebeten, die noch immer so alt sind wie damals, als sie starben, Mitte oder Ende dreißig.

"Viele glauben, dass man sich einmal outet und dann war es das für immer. So ist es nicht. Jede und Jeder, der diese Erfahrung gemacht hat, weiß, dass es ein täglicher Kampf ist – um Aufmerksamkeit, Liebe und Akzeptanz."
Andrew Haigh, Regisseur

"All of Us Strangers" ist nach einem Bestseller gedreht worden, den queeren Subtext des Films gibt es in der Romanvorlage allerdings nicht. Regisseur Andrew Haigh ist selbst mit einem Mann verheiratet, seine Filme wie "Weekend" oder die Serie "Looking" beschäftigen sich mit queeren Themen. Für ihn findet sich die Auseinandersetzung mit Queersein in nahezu sämtlichen Geschichten wieder.

Anna Wollner hat mit dem Regisseur gesprochen, außerdem auch mit den beiden Hauptdarstellern Andrew Scott und Paul Mescal.

Neuauflage von "Die Farbe Lila"

1985 war es Steven Spielberg, der in "Die Farbe Lila" unter anderem Oprah Winfrey, Whoopi Goldberg und Danny Glover zu Filmstars machte. Ein weißer Regisseur, der eine schwarze Geschichte verfilmt, Mitte der 80er Jahre nichts Ungewöhnliches.

Jetzt kommt die Story neu ins Kino, und 2023 ist ebenso selbstverständlich, dass die Geschichte von Blitz Bazawule, einem schwarzen Filmemacher erzählt wird. Nicht der einzige Unterschied: Mittlerweile ist ein Musikfilm aus dem Ursprungsroman von Alice Walker geworden, wir schauen rein und vergleichen.

Neue Serien: "Masters Of The Air" und "Testo"

Noch einmal Steven Spielberg – dieses Mal in Serie und mit seiner bemerkenswerten Leidenschaft für den zweiten Weltkrieg. Immer wieder hat Spielberg Stories aus dieser Zeit ins Kino gebracht ("Schindlers Liste", "Der Soldat James Ryan") und auch schon seriell produziert ("Band of Brothers", "The Pacific").

Jetzt kommt mit "Masters of the Air" gar eine dritte Serie über den Zweiten Weltkrieg aus Sicht der Amerikaner auf Apple TV. In der ARD Mediathek startet dagegen dieses Woche die neue Serie von Kida Khodr Ramadan, "Testo", über einen Banküberfall, der mächtig in die (Testo-steron überfüllte) Hose geht.

Shownotes
Regisseur Andrew Haigh
Queersein: "Ein täglicher Kampf um Akzeptanz"
vom 07. Februar 2024
Moderatoren: 
Anna Wollner und Tom Westerholt