Besser als eine Lesung in der Bibliothek ist eine in der eigenen WG: Wenn 60 Leute kommen, keiner Platz hat, das Bier knapp aber die Stimmung gut ist.
Der Abend bei Gastgeberin Svenja ist der zweite dieser Art in Köln. Das Literaturhaus Köln organisiert Lesungen junger Autoren in Studenten-WGs. Dass sich an diesem Abend etwa 60 Leute bei Svenja knubbeln, kam per Zufall. Auf einer anderen Lesung hatte Svenja Til kennen gelernt, der jungen Autoren in WGs die Möglichkeit bieten wollte, ihre Werke vorzustellen. Svenja sagte zu, und recht schnell war der Abend organisiert.
"Ich glaube, dass Studenten-WGs den perfekten Raum dafür abgeben, weil dieses Provisorische und Zusammengewürfelte größeren Charme hat."
Die WG hat einen bestimmt zehn Meter langen Flur, die Regale sind selbstgemacht, der Weihnachtsbaum steht noch und ist mit Kunstrosen geschmückt. Buchautorin Lena Elfrath, die später lesen wird, fühlt sich direkt wohl.
"Ich liebe die Wände, ich mag den Beton-Chick."
Im Laufe des Abends kommen 60 Menschen um Lena Elfrath zu hören. Die passen längst nicht alle in das Zimmer, in dem Lena liest. Also stehen sie bis in den langen Flur hinein und hören zu. Die Stimmung ist fröhlich und gelöst.
Während ihrer Performance schlüpft Lena Elfrath in die Rollen ihrer Protagonisten. Sie gibt alles, stolpert an einer Stelle fast über Füße oder einen Stuhl. Es ist halt eng. Da hallt es aus dem Zimmer in Richtung Flur, dass noch sechs Plätze auf dem Bett frei seien. Das ist mindestens so optimistisch wie übertrieben.