Deiche, Sperrwände, Wellenbrecher - sie sollen unsere Küsten schützen. Aber da geht noch mehr: Es gibt neue, zusätzliche Ideen für den Küstenschutz. Torsten Schlurmann forscht dazu.
Torsten Schlurmann forscht mit einem großen Team und dem weltgrößten Forschungsbecken für Sturmflut-Simulationen an der Uni Hannover. Sein Spezialgebiet: Der Küstenschutz - und wie man ihn verbessern kann.
Win-Win für die Natur
Den traditionellen Küstenschutz will er nicht abschaffen: "Deiche haben sich über die letzten Jahrhunderte bewährt", sagt der Leiter des Ludwig-Franzius-Instituts für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen und des Forschungszentrums Küste an der Uni Hannover. Aber was die Küsten schützt, schützt nicht immer auch die Natur - also etwa die dortige Vegetation.
"Die Idee ist es, ökologisch befördernde Maßnahmen mit dem traditionellen Küstenschutz zu vereinen."
Aufforstung im Meer
Seegras an der Küste kann dabei helfen, die Küste zu stabilisieren, sagt Torsten Schlurmann. Und zusätzlich bremst es das Meer in gewisser Weise aus, nimmt ihm ein bisschen die Kraft.
"Seegras dämpft Wellenenergie vor der Küste - im sogenannten Vorland und sorgt dafür, dass Wellen geringer an Deichen auflaufen."
Torsten Schlurmann untersucht die Physik, die dahinter steckt. Und es ist ihm wichtig zu betonen, dass ein ökobasierter Küstenschutz alleine nicht wirken kann. "Mit diesem Mythos muss man aufräumen."
Die Monokultur aufbrechen
Eine weitere Idee der Forscher: Mehr Kräuter auf dem Deich pflanzen. Denn ein grüner Deich allein bringt der Küste nichts: "Die Grasnarbe ist ökologisch wenig wertvoll", sagt Torsten Schlurmann. Viele verschiedene Kräuter und Blumen dagegen könnten den Deichen mit tieferen Wurzeln mehr Stabilität bringen.
"Das überprüfen wir nicht nur im Feld, sondern können auch im Labor mit richtigen Pflanzen die Belastungen bei einer Sturmflut nachahmen."
Insgesamt gibt es viele Pilotstudien zum alternativen Küstenschutz, sagt Torsten Schlurmann. Weltweite Vorreiter auf diesem Gebiet seien Belgien und die Niederlande. Aber auch hierzulande kommt die Forschung voran. Vielleicht sehen die deutschen Deiche also in ein paar Jahren wesentlich bunter aus, blühen und duften.