Kunststoff wird zwar alt, verliert aber trotzdem schnell seine Form und Struktur. Und das ist für Kunstwerke, die aus Plastik bestehen, ein Problem. Kunststoff-Restauratoren versuchen, diesen Prozess aufzuhalten.
Kunststoffe sind im Vergleich zu etwa Holz oder Metallen noch sehr junge Werkstoffe, zu denen es noch nicht so viele Erfahrungswerte gibt. Eines ist aber klar, sagt Friederike Waentig vom Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft der TH Köln: Die Probleme mit Kunststoffen werden immer mehr. Denn seit ihrem Siegeszug landen immer mehr Ausstellungsstücke aus Plastik in den Museen und Sammlungen.
Plastik-Kunstwerke altern schnell
Friederike Waentig forscht zur 'Restauration von Kunsstoffen im musealen Kontext'. Heißt übersetzt: Sie setzt sich damit auseinander, wie Ausstellungsstücke, die aus Plastik bestehen, möglichst lange haltbar gemacht werden können. Kunststoff-Restauration nennt sich dieses Feld, das in Zukunft immer wichtiger wird, weil es immer mehr Kunststoffgegenstände gibt, die in Museen ausgestellt werden.
Die Herausforderung dabei ist, dass jeder Kunststoff anders ist, sagt Waentig. Jeder reagiert unterschiedlich auf zum Beispiel Licht, Wärme oder Feuchtigkeit. Deshalb gebe es auch kein Patentrezept, die Materialien zu retten.
Zwar stimme es, dass Plastik Jahrhunderte brauche, um vollständig zersetzt zu werden, anders als Holz aber lasse das Material schon nach zehn bis dreißig Jahren nach, verforme sich, zerbreche. „Degradieren“ heißt das in der Fachsprache.
Schmierige Weichmacher ausschwitzen
In den 20er Jahren zum Beispiel, erzählt Waentig, war etwa Cellulosenitrat ein beliebter Werkstoff, weil er transparent ist und in vielen Farben hergestellt werden konnte. Handtaschen zum Beispiel wurden daraus gemacht – zwei davon hat Friederike Waentig in ihrem Depot.
Das Problem: Sie vergilben, schwitzen schmierige Weichmacher aus und leiden unter Haarrissen, die immer mehr werden, bis die Objekte zerbrechen. Experten wie Friederike Waentig müssen deshalb eine Lösung finden, wie diese Materialien möglichst lange erhalten werden können, im schlimmsten Fall zu kitten oder zu ersetzen sind.
"Wir müssen neugierig sein und nach links und rechts gucken, um Sachen zu finden, die wir nutzen können."
Weil die Materialien so unterschiedlich sind, muss man sich intensiv damit auseinandersetzen, der technische Aufwand ist entsprechend hoch. Aber, so Friederike Waentig, ihr Arbeitsfeld ist klein, es lohnt sich nicht, extra Geräte zu entwickeln.
Viele Materialien und Methoden, die bei der Kunststoffrestaurierung verwendet werden, stammten deshalb aus verwandten Disziplinen wie Medizin, Chemie oder Materialwissenschaften. Und so bestehe ihr Job zu großen Teilen aus Neugier: Sie müsse immer aufmerksam schauen, wo sie Geräte oder Techniken findet, die sie für ihren Job nutzen kann.