Jeff Bezos spendet Milliarden für den Klimaschutz. Wer allerdings einen Blick auf die ökologische Bilanz seines Unternehmens Amazon wirft, stellt schnell fest: Klimaschutz spielt dort bisher keine große Rolle.

Amazon-Chef Jeff Bezos gilt momentan als reichster Mensch der Welt. Nun hat er angekündigt, zehn Milliarden US-Dollar für den Klimaschutz zu spenden. Mit dem Beezos Earth Fund sollen Wissenschaftlerinnen, Aktivisten und NGO unterstützt werden. Der Unternehmer sagt selbst, er wolle die Natur schützen und bewahren. Wer sich allerdings das Engagement seines Unternehmens in Sachen Umweltschutz ansieht, könnte zum Schluss kommen, dass Bezos eventuell von der schlechten Ökobilanz seines Konzerns ablenken will.

Die PR-Abteilung bei Amazon feiert die Spende des Chefs als außerordentlich ab und sagt, sie werde enorme Auswirkungen im Kampf gegen den Klimawandel haben. Kritiker sind hingegen überzeugt: Jeff Beezos könne den ökologischen Schaden, den sein Unternehmen angerichtet hat und weiterhin anrichtet, nicht beheben. In diese Richtung haben sich zum Beispiel die Aktivisten Amazon Employees for Climate Justice geäußert.

Kritik von Mitarbeitern

Die Gruppe fordert, dass Amazon seine Lieferwagen nicht mehr mit Diesel tankt, sondern auf Elektro umstellt. Sie kritisieren, dass das Unternehmen in den USA eine Denkfabrik mitfinanziert, die den Klimawandel leugnet. Amazon solle damit aufhören und eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz einnehmen.

Das Unternehmen selbst gibt hehre Ziele aus. Unter anderem, dass man bis 2040 klimaneutral operieren wolle. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Im Januar 2020 hat Greenpeace Zahlen zu Amazon, Microsoft und Google veröffentlicht. Demnach weist Amazon im Vergleich zur Konkurrenz mit großem Abstand den größten CO2-Fußabdruck auf. Und auch als Elektronik-Hersteller und Vermarkter hat das Unternehmen 2017 im Vergleich zu Apple, Microsoft und Dell relativ schlecht abgeschnitten.

Intransparent und kaum nachhaltig

Greenpeace kritisiert Amazons Intransparenz. Etwa, welche Chemikalien bei Elektroprodukten verwendet werden und wie es mit recycelbaren Verpackungen aussieht. Bei Amazon gibt es viele Retouren und immer wieder Berichte, dass diese Retouren weggeschmissen werden. Alles weit entfernt von echter Nachhaltigkeit.

Das größte Problem sind aber wohl die Amazon Web Services. Der Konzern betreibt riesige Serverfarmen. Im Geschäft mit sogenannten Cloud-Services ist das Unternehmen Marktführer.

Manfred Santen von Greenpeace weist darauf hin, dass diese Rechenzentren große Stromverbraucher sind und die Konkurrenz beim Betrieb solcher Anlagen deutlich mehr auf erneuerbare Energien setze.

"Konkurrenten wie Apple zeigen, dass die Cloud auch mit erneuerbaren Energien zu betreiben ist. Und das erwarten wir von allen Anbietern, eben auch von Amazon."
Manfred Santen, Greenpeace, Chemie und Green-IT

Amazon strebt an, für seine Rechenzentren 100 Prozent erneuerbare Energien zu nutzen. 2018 verbrauchten die Anlagen laut Amazon zu 50 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen. In den USA betreibt das Unternehmen zum Beispiel mehrere große Solarparks. Bleibt die Frage, wie der Strom für die anderen 50 Prozent erzeugt wird. Da das Unternehmen hierzu nur unzureichend Daten veröffentlicht, kann nicht ausgeschlossen werden, dass Atom- und Kohlestrom zum Einsatz kommt.

"Unserer Bewertung ist so, dass Amazon einen Haufen Versprechen abgibt, aber wenig Konkretes umsetzt, was man wirklich als nachhaltig bezeichnen könnte."
Manfred Santen, Greenpeace, Chemie und Green-IT

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Klimaschutz von großen Unternehmen
Amazons schlechte Ökobilanz
vom 18. Februar 2020
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartnerin: 
Carolin Bredendiek, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin