Es ist eine der meistgefürchteten Fragen überhaupt: "Wie seh ich aus?" Eine Frage, bei deren Beantwortung man sehr, sehr viel falsch machen kann. Der Internet-Gigant Amazon will euch jetzt dabei helfen - mit seiner digitalen Sprachassistentin Alexa, die zur Modeberaterin wird.

Wenn ihr auf die Frage "Kann ich so gehen?" ehrlich mit "Ja!" antwortet, wird euch nicht geglaubt. Wenn ihr lügt und "Ja" sagt, kommt der Ärger einfach nur verspätet. Wenn ihr ehrlich "Nein" sagt, kommt ihr nie von Zuhause los. Und wenn ihr lügt und "Nein" sagt, dann habt ihr gar nichts verstanden.

So weit, so ungut: Wenn ihr bei dieser Frage keinem menschlichen Votum mehr vertraut, ist - hurra! - eure Rettung ganz nah, quasi um die (digitale) Ecke: Amazons neues Home-Assist-System "Echo Look" gibt jetzt nämlich auch Styling-Tipps

"Echo Look soll nicht nur lauschen und quatschen, sondern auch noch glotzen - Amazon baut also neben Mikrofon und Lautsprecher auch noch eine Kamera ein."
Michael Gessat, Deutschlandfunk Nova Netzreporter
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Zunächst gibt’s die neue Hardware nur für eine Handvoll Leute zu kaufen, auf Einladung. Was aber richtig für Furore gesorgt hat, sagt Michael, war eben diese Anwendungsidee, die App namens "Style Check", die Amazon gleichzeitig mit vorgestellt hat. 

Digitaler "Style Check" beim Anziehen

Ihr stellt die Kamera in euer Schlafzimmer oder wo ihr euch sonst so anzieht und lasst Echo Look ein Ganzkörperfoto von euch machen. Look A, dann Look B… Alexa sagt euch dann am Ende, was besser aussieht.

"Dahinter steckt eine KI, eine Künstliche Intelligenz, die auf dem Input von Modeexperten beruht. Sie passt sich deinem Stil an und schlägt dir auch neue Klamotten vor."
Michael Gessat, Deutschlandfunk Nova Netzreporter

Und die könnt ihr dann natürlich direkt bei Amazon kaufen. Wie praktisch.

Ungläubige Reaktionen

Kritische Stimmen fragen jetzt natürlich: Wird die KI dem allgemeinen Mode- und Schönheitsdiktat folgen und sagen "Schlank ist schön, nimm mal bitte eine Nummer kleiner!" Oder: "So wie du aussiehst, macht Outfit A oder B keinen Unterschied". Oder: "Was hältst du von einer Schönheitsoperation mit anschließender Schlankheitskur - ich habe hier mal ein paar Klinikadressen für dich".

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Aber jetzt mal ernsthaft: Alle Bilder landen ja übers Netz in Amazons Speichern - und da gibt’s tatsächlich jede Menge Auswertungsmöglichkeiten, das hat die Website Engadget aufgezählt:

  • die Software kann z.B. die Marke und das Modell eines Kleidungsstücks erkennen
  • wenn eine Jacke etwas abgewetzt ist, bekommst du den Vorschlag, die neu zu kaufen
  • Hersteller können auswerten, wie oft ihre Produkte tatsächlich getragen werden
  • es gibt auch schon Apps, die aus einem Ganzkörperfoto die Daten für ein maßgeschneidertes Hemd rausholen
"Wäre nur peinlich, wenn die Fotos in Unterwäsche oder weniger dann irgendwann gehackt werden…"
Till Haase, Moderator

Immerhin könnt ihr die Kamera auch ausschalten. Eins steht fest, trotz aller Datenschutzbedenken: Die Assist-Systeme sind voll im Trend, sagt Michael. Bei den Quartalszahlen hat Amazon Alexa schon als wichtigen Umsatzbringer genannt - und ein Update gebracht, das die Stimme ab sofort viel natürlicher klingen lassen soll.

"Alexa kann jetzt auch flüstern, einzelne Worte betonen und eine Sprachmelodie reinbringen."
Michael Gessat, Deutschlandfunk Nova Netzreporter

Google öffnet sein System jetzt auch für fremde Hardware. Und Apple, so munkelt man, bastelt auch gerade an einem Hardware-Assist-System.   

Shownotes
Amazons "Echo Look"
Alexas Schlafzimmerblick
vom 28. April 2017
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Michael Gessat, Deutschlandfunk Nova Netzreporter