Kanadische Forscher haben magersüchtigen Frauen für eine Pilotstudie Elektroden ins Gehirn eingepflanzt. Mithilfe von schwachen Stromschlägen haben sie bestimmte Hirnareale stimuliert und Behandlungserfolge erzielt.

In ihrer Studie untersuchten die Forscher der Universität Toronto insbesondere magersüchtige Frauen, die schon lange eine Magersucht haben - im Durchschnitt 18 Jahre lang. Diese Frauen hatten bereits erfolglos andere Behandlungsmethoden ausprobiert. Durch tiefe Hirnstimulation, die bereits bei Parkinson-Patienten und bei depressiven Erkrankten eingesetzt wird, erhofften sich die Forscher Therapieerfolge.

Oft haben Magersüchtige auch Depressionen und Angstzuständen und weisen eine ähnliche anomale Aktivität in einem bestimmten Hirnareal auf. Die Forscher waren daher der Meinung, dass die Elektroden auch Magersüchtigen helfen könnten.

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An der Pilotstudie nahmen insgesamt nur 16 Patientinnen teil. Die Frauen waren durch ihre Jahrzehnte andauernde Magersucht bereits so dünn, dass akute Lebensgefahr bestand. Zwei Probandinnen haben die Studie vorzeitig abgebrochen, weil sie Schmerzen hatten. Bei den anderen 14 Probandinnen schlug die Therapie aber gut an.

Sie waren nach der Behandlung mental nach eigenen Angaben deutlich besser drauf. Und auch die Angstzustände und Depressionen wurden weniger.

Nach 18 Jahre dauernder Magersucht wieder Normalgewicht erreicht

Nach rund drei Monaten waren auch körperliche Veränderungen wahrzunehmen: Die Patientinnen nahmen langsam zu. Im Laufe des Jahres stieg der durchschnittliche Body-Mass-Index der Gruppe um 3,5 Punkte auf 17,3 an. Sechs Frauen erreichten sogar einen BMI von 18,5 und mehr.

Ein BMI zwischen 18,5 und 24,9 gilt als gesund. Die Wissenschaftler konnten außerdem deutliche Verbesserungen in Hirnbereichen feststellen, die im Zusammenhang mit einer Magersucht stehen. Um zu zeigen, dass die Methode wirksam ist, müssten repräsentative Studien mit mehr Teilnehmern folgen.

Shownotes
Anorexie
Stromstöße gegen Magersucht
vom 24. Februar 2017
Moderatorin: 
Tina Kießling
Gesprächspartnerin: 
Amelie Fröhlich, DRadio Wissen