Rund 500.000 Minijobber weniger – das ist eine Folge der Covid-19-Pandemie. Für Aushilfen ist das wohl eher eine gute Entwicklung, für die Betriebe eher nicht. Ein Überblick.

Minijobberinnen und Minijobber werden gerade eigentlich überall gesucht. Viele Branchen möchten händeringend Aushilfen auf 450-Euro-Basis einstellen - ab Oktober 2022 soll die Grenze auf 520 Euro angehoben werden.

Laut Minijob-Zentrale gibt es rund eine halbe Million weniger gewerbliche Minijobber als noch vor der Corona-Pandemie.

Im Dezember 2019 waren es rund 6,7 Millionen gewerblich Minijobbende in Deutschland, im März 2022 waren es rund 6,2 Millionen. Gut möglich, dass sich die Nachfrage etwa in dieser Größenordnung bewegt, vermutet Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Katja Scherer - dass also rund 500.000 Aushilfen gesucht werden.

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"In der Corona-Krise sind viele Minijobs weggebrochen. In Minijobs gibt es nämlich keine Kurzarbeit. Viele Mitarbeitende wurden direkt entlassen", sagt Katja. Die Leute hätten sich teilweise umorientiert, teilweise stehen sie dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung: "Manche wollen oder können nicht mehr arbeiten."

Viele Studierende und Menschen, die eine Rente beziehen, seien schlicht nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt, sagt Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung, das Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit.

"Studierende und Rentner sind während Corona häufig vom Arbeitsmarkt verschwunden."
Enzo Weber, Wirtschaftswissenschaftler, Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung

Manche Rentnerinnen und Rentner zum Beispiel sind einfach zu alt zum Arbeiten oder wollen wegen Corona nicht im Service tätig sein, erklärt Katja. Bei den Studierenden sei es so, dass manche fertig mit dem Studium sind oder noch zu Hause wohnen, weil das Studium zwei Jahre digital war. Die bräuchten dann teilweise nicht zu arbeiten.

Neue Minijobs im Gesundheitswesen

Ein Teil der Minijobs hat sich in den Gesundheitssektor verlagert – insgesamt während der Pandemie rund 40.000 Menschen. Das ergibt sich aus Zahlen der Minijob-Zentrale, die zentrale Meldestelle für Minijobs in Deutschland. Viele neue Aushilfsstellen sind in Test- und Impfzentren entstanden.

Lieferdiensten und Supermärkte hätten viele Minijobber angezogen, sagt Enzo Weber. Auch die Deutsche Bahn hat in den vergangenen beiden Jahren tausende Stellen im Zug-Service aufgebaut.

"Allerdings war es keineswegs immer so, dass die in Minijobs gegangen sind - es geht oft auch um sozialversicherungspflichtige Jobs, vielleicht in Teilzeit."
Enzo Weber, Wirtschaftswissenschaftler, Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung

Menschen werden wohl eher nicht aus richtigen, sozialversicherungspflichtigen Jobs in Minijobs zurückkehren, vermutet Katja. Die Lage werden sich mit der Zeit dennoch normalisieren, weil Test- und Impfzentren nach und nach schließen.

Aushilfen aus dem Ausland

Maike Müller Klier von der Industrie- und Handelskammer in Fürth weist darauf hin, dass manche Hotels und Gastronomen ukrainische Geflüchtete einstellen und generell viele Arbeitskräfte im Ausland suchen.

"Viele gastronomische Betriebe öffnen nicht mehr über die Mittagszeit, weil sie nicht ausreichend Personal haben. Vielfach packt auch der Chef oder die Chefin wieder mit an."
Maike Müller Klier, Industrie- und Handelskammer in Fürth

Schwierig ist es für die Betriebe, weil längst nicht nur Aushilfen fehlen, sondern auch Auszubildende und Fachkräfte. Arbeitsmarktforscher Enzo Weber geht wegen des demografischen Wandels davon aus, dass das so bleibt.

Shownotes
Mangel an Minijobbern
Viele Aushilfen arbeiten jetzt im Gesundheitsbereich - oder gar nicht mehr
vom 22. Juni 2022
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartnerin: 
Katja Scherer, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin