Im Juni und August haben fast 14.000 Menschen Insekten gezählt. Naturschutzverbände haben dazu eingeladen. Viele Erdhummeln, dafür aber bedenklich wenig Tagfalter wurden gesichtet. Möglicherweise hängt das mit dem Klimawandel zusammen.

Zumindest nimmt die Projektleiterin für das Insektenzählen beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu), Daniela Franzisi, an, dass die starken Wetterumschwünge in diesem Jahr ein Grund dafür sein könnten, dass es weniger Tagfalter gibt. Anfang des Jahres herrschte große Trockenheit, die für die Entwicklung der Raupen ungünstig ist. Sie finden dann weniger Futter. Im Sommer hat es dann teilweise plötzlich und über einen längeren Zeitraum stark angefangen zu regnen und es war sehr nass. "Auch das ist nicht so gut für die Entwicklung", erklärt Daniela Franzisi.

"Dieses Jahr war wirklich kein Schmetterlingsjahr, das kann man so plakativ sagen, weil es sind noch nie so wenig Tagfalter gemeldet worden."
Daniela Franzisi, Nabu-Projektleiterin

Gemeinsam mit dem bayerischen Partner Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) ruft der Nabu seit 2018 bundesweit Menschen auf, in ihren Gärten, vor der Haustüre und in Parks Ausschau nach Insekten zu halten. So viele wie in diesem Jahr hatten sich noch nie beteiligt, meldet der Nabu in einer Pressemitteilung.

Insekten wie Schmetterlinge brauchen Wildnisgärten

Das Insekt, das am meisten gesichtet wurde, ist wie in 2022 die Erdhummel. "Die Erdhummel kommt halt auch noch häufig in Gärten vor", erklärt Daniela Franzisi. Dort haben die Erdhummeln gute Möglichkeiten, Futterpflanzen zu finden.

Damit sich Insekten im Garten wohlfühlen, brauchen sie verschiedene Gräser, Kräuter und Blumen, die blühen, und Verstecke. Deshalb ist es so wertvoll, wen Menschen ihren Garten nicht zu pflastern, sondern im Gegenteil eher eine kleine Wildnis fördern.

Diese kleinen Wildnisinseln könnten auch Schmetterlingen Lebensräume bieten, die immer weniger werden. Auch das könnte ein Grund sein, warum in diesem Jahr weniger Tagfalter gesichtet wurden. Denn in der intensiven Landwirtschaft machen Pestizide den Insekten und somit auch den Schmetterlingen das Leben schwer. Daniela Franzisi spricht von sogenannten Agrarwüsten, die für Insekten und andere Tiere keine Futterquellen bieten. Die Versiegelung von Flächen durch Siedlungs- und Straßenbau tut ihr Übriges dazu.

"Schmetterlinge sind da, wo es blüht. Wenn nichts mehr blüht, wenn da Agrarwüsten sind, dann haben auch die Schmetterlinge keine Chance mehr."
Daniela Franzisi, Nabu-Projektleiterin

Wie wir Insekten helfen können:

  • Unterschiedliche Pflanzen bereitstellen auf dem Balkon oder im Garten
  • Besonders heimische Pflanzen auswählen
  • Insektentränken aufstellen
  • Insektenhotels für Wildbienen
"Zum Beispiel Kräuter, die wir mögen, dann profitieren wir und die Insekt davon. Schnittlauch, den man blühen lässt, oder der Basilikum. Und dann kommen Insekten und auch Schmetterlinge."
Daniela Franzisi, Nabu-Projektleiterin
Shownotes
Artensterben
2023 ist kein Schmetterlingsjahr
vom 02. September 2023
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartnerin: 
Daniela Franzisi, Nabu-Projektleiterin