Es soll das Abenteuer ihres Lebens sein - eine Reise ins Weltall. Aber wenn Astronauten erst einmal die Erdumlaufbahn verlassen haben, stellen sich bald ganz andere Gefühle ein. Ein Anthropologe hat Raumfahrer Tagebuch führen lassen.
27-Stunden-Arbeitstage, Sonntage, die keine Ruhetage sind, dazu noch die Unfähigkeit, sich aufmuntern zu können - das sind einige Eindrücke aus den All-Tagebüchern. Der Anthropologe Jack Stuster aus Kalifornien hat sie gesammelt und ausgewertet. Seit 2003 sind über 1000 Tagebuchseiten zusammengekommen. Anonym natürlich, damit die Astronauten ihren Gedanken auch wirklich freien Lauf lassen. Die größte Überraschung für den Forscher? Wie ehrlich die Astronauten sind.
"Für eine Aufgabe mit 55 Schritten wurden nur 30 Minuten eingeplant. Am Ende dauerte es dann drei oder vier Stunden."
So nahmen die Raumfahrer kein Blatt vor den Mund, wenn es um ihre Chefs bei der Nasa geht. Ein häufiger Vorwurf: Das Kontrollzentrum in Houston plane zu wenig Zeit für Experimente oder Wartungsarbeiten ein. Die Folge: Die Astronauten hinken ihrem Zeitplan hinterher - ein Problem für die ehrgeizigen Weltraumfahrer.
Houston, hast Du ein Problem!?
Der Frust der Astronauten braucht ein Ventil - und dieses Ventil sitzt meist auf der Erde im Kontrollzentrum. Über ihre Kollegen an Bord verlieren die Raumfahrer dagegen kaum ein schlechtes Word. Der Grund liegt auf der Hand: Wer sechs Monate gemeinsam in einer Blechbüchse sitzt, sollte besser mit seinen Kollegen klarkommen.
Das Drei-Viertel-Phänomen
Bei einer sechsmonatigen Mission fallen viele Raumfahrer nach vier Monaten in ein Loch. Das Drei-Viertel-Phänomen nennt es Jack Stuster. Demnach wird bei jeder Reise im dritten Viertel die Stimmung schlechter - ganz egal, wie lange die Reise dauert. Die gute Nachricht: Gegen Ende der Reise hellt sich die Stimmung der Astronauten wieder auf - wahrscheinlich, weil es endlich wieder nach Hause geht.