Vor drei Wochen hat ein Aktionsbündnis in Aachen Jodtabletten verteilt. Für den Fall, dass in Belgien das grenznahe Atomkraftwerk Tihange in die Luft fliegt. Wenn da was passiert, dann kriegen wir das in Deutschland auf jeden Fall mit.

Das Kernkraftwerk Tihange ist ungefähr 70 Kilometer von Aachen entfernt. Es besteht aus insgesamt drei Blöcken. Im Reaktorblock 2 wurden Tausende Risse im Reaktordruckbehälter gefunden. Daraufhin wurde er abgeschaltet.

"Wenn in Tihange was passiert, und der Wind kommt aus Westen, dann kriegt das zum Beispiel Aachen voll ab."
DRadio-Wissen-Reporter Konstantin Zurawski

Die belgische Atomaufsichtsbehörde ist eher gelassen. Henrik Paulitz dagegen, Mitarbeiter des Vereins Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, sieht eine "erhebliche Gefahr" durch das Atomkraftwerk Tihange. Auch das Austeilen von Jodtabletten durch das Aktionsbündnis in Aachen sei nicht nur ein politisches Zeichen gewesen.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Belastend für die Nachbarschaft könnte also sein, dass die Überwachung der Kernkraftwerke jedes Land selbst regeln darf und muss. Im Fall von Tihange hat die Föderalagentur für Nuklearkontrolle das Sagen, die Atomaufsichtsbehörde in Belgien. Es gibt zwar alle möglichen Verbände und Gremien, die international zu diesen Themen Daten austauschen. Nur sind diese Informationen nicht sehr detailliert.

Henrik Paulitz sieht es generell aber positiv, dass die Kontrolle von AKW bei den einzelnen Staaten beziehungsweise in Deutschland sogar bei den Bundesländern liegt. Die seien näher dran als zum Beispiel die Europäische Union.

Was beim GAU passiert

Der Ernstfall ist in Verträgen geregelt. Ein Beispiel: In Frankreich havariert ein Atomkraftwerk, und Deutschland ist erhebliche betroffen. 1,5 Milliarden Euro würden bereitgestellt. Einen Teil würde der Inhaber des Atomkraftwerks zahlen, ein Teil das Land, in dem es steht, ein Teil die Staatengemeinschaft, die sich freiwillig zur Solidarität verpflichtet hat.

Ob das viel ist, oder wenig, ist? Das käme auf den Unfall an. Wenn so etwas wie in Fukushima passiert, ist die Summe ein Witz. Der finanzielle Schaden dort beträgt ganz vorsichtig geschätzt 150 Milliarden Euro, also das Hundertfache der höchsten Haftungssumme in Europa.

Und dass Deutschland die sichersten Kraftwerke betreibt, kann man so nun auch nicht sagen, hat uns unser Reporter Konstantin Zurawski erklärt.

Mehr dazu im Netz:

Shownotes
Risse im Reaktor
Jodtabletten für den Notfall
vom 09. November 2015
Moderator: 
Dominik Schottner
Gesprächspartner: 
Konstantin Zurawski, DRadio Wissen