• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Die deutsche Kommission für die Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe trifft sich diese Woche. Mal wieder. Ein Endlager für Atommüll in Deutschland scheint noch in weiter Ferne - andere Länder in Europa sind da weiter.

Am weitesten in Sachen Endlagerung radioaktiver Abfälle ist man in Skandinavien, berichtet DRadio-Wissen-Autorin Dagmar Röhrlich - vor allem in Finnland. Dort ist schon 1994 ein Gesetz beschlossen worden, nachdem jeder in Finnland produzierte Atommüll auch in Finnland endgelagert werden muss.

Finnland baut bereits

Im Jahr 2000 schließlich wurde Olkiluoto als Standort ausgewählt - und "dann ging alles verblüffend glatt", sagt Dagmar Röhrlich: 60 Prozent der Anwohner in diesem Ort waren dafür, es gab fast durchweg positive wissenschaftliche Gutachten, wegen der vielen neuen Jobs waren auch die Kommunalpolitiker begeistert. 2001 fiel im finnischen Parlament dann die endgültige Entscheidung für Olkiluoto als Standort für die Atommüll-Endlagerung: mit 159 Ja -Stimmen zu drei Nein-Stimmen. 2003 erteilte die Gemeinde ihre Erlaubnis und nun läuft der Bau, erklärt Dagmar Röhrlich - um 2020 soll die Anlage in Betrieb gehen.

Auch Schweden ist auf einem guten Weg

In Schweden wurde auf der Suche nach einem Atommüll-Endlager die Bevölkerung sehr stark einbezogen: In Frage kommende Gemeinden konnten sich melden, der Kreis der Bewerber wurde von der zuständigen Endlagerorganisation Svensk Kärnbränslehantering AB (SKB) nach nachvollziehbaren Kriterien eingeengt, sagt unsere Autorin Dagmar Röhrlich - bis nur noch zwei Bewerber übrig blieben: Forsmark und Oskarshamn. Den Zuschlag erhielt schließlich Forsmark - unter anderem, weil es im Granitgestein dort nur wenige tiefe, wasserführende Klüfte gibt und die Gesamtkosten niedriger sind.

Die SKB hat den Antrag auf eine Errichtungsgenehmigung bereits gestellt, nach derzeitigem Zeitplan soll die schwedische Regierung 2017 endgültig über den Standort entscheiden, berichtet Dagmar Röhrlich: "Baubeginn wäre dann 2019, 2028 soll der Probetrieb aufgenommen werden und 2013 der kommerzielle."

"Wenn das so weiter geht, würde es mich wundern, wenn noch in diesem Jahrtausend ein deutsches Atommüll-Endlager gefunden wird."
Wissenschaftsjournalistin Dagmar Röhrlich

Unser direktes Nachbarland Frankreich dagegen ist noch nicht ganz so weit mit der Suche nach einem Atommüll-Endlager - und das obwohl dort sehr viel radioaktiver Müll produziert wird: Das Land erzeugt rund 75 Prozent seines Stroms in Kernkraftwerken. Die erste Suche nach einem geeigneten Endlagerstandort in den 1970er und 1980er Jahren am Widerstand der Bevölkerung. In den 1990ern dann hat die Politik erst einmal wissenschaftlich erforschen lassen, welcher Standort für ein Atommüll-Endlager in Frankreich am geeignetsten wäre. 2006 entschied das Parlament: Die langlebigen Nuklearabfälle sollen ab 2025 in ein tiefes, geologisches Endlager in einer Gegend mit Tongestein-Untergrund gebracht werden.

Der genaue Standort ist noch offen, allerdings präferiert die Politik die Gegend um Bure, berichtet Dagmar Röhrlich - 120 Kilometer von der saarländischen Grenze entfernt. Das französische Wirtschaftsministerium will die Vorgaben für die Pilotphase des Endlagers mit einem eigenen Gesetz festlegen - und zwar noch im ersten Halbjahr 2016.

Mehr im Netz:

Shownotes
Atommüll-Endlager
Andere Länder sind schon weiter
vom 08. Februar 2016
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Dagmar Röhrlich, DRadio Wissen