Forschende haben die Netzhaut eines Mannes mit Viren behandelt und somit einen Teil seiner Sehfähigkeit wieder hergestellt.

Retinitis Pigmentosa ist eine Augenkrankheit, bei der Sehzellen in der Netzhaut absterben. Oft beginnt die Zersetzung schon in der Jugend und setzt sich dann fort, bis der oder die Betroffene in der Regel komplett erblindet.

Die Erkrankung äußert sich anfangs auch durch Nachtblindheit und dadurch, dass Menschen mit dieser Sehbehinderung schlechter Farben unterscheiden können. In Deutschland sind rund 30.000 bis 40.000 Menschen von Retinitis Pigmentosa betroffen.

Mithilfe von Opto-Genetik einen Teil des Augenlichts wieder hergestellt

Forschenden ist es nun gelungen, mithilfe einer optogenetischen Behandlung, bei einem 58-jährigen Franzosen wieder einen Teil seiner Sehfähigkeit herzustellen. Der Mann, der an Retinitis Pigmentosa leidet, ist 40 Jahre lang blind gewesen. Laut einer Studie konnte er nach einigen Monaten der Lichttherapie wieder rudimentär sehen und die Position von Alltagsgegenständen erkennen.

Die Rotlicht-Brille stimuliert die Netzhaut zusätzlich

Mithilfe einer zusätzlichen Rotlicht-Brille kann er sehen, wo ein Telefon steht oder wo sich der Zebrastreifen auf einer Straße befindet. Er ist auch in der Lage, die Streifen des Fußgängerüberweges zu zählen. Seine spezielle Brille dient dazu, seine Netzhaut mit Rotlicht zu stimulieren.

Um die Zellen, die durch eine Retinitis Pigmentosa, zerstört wurden, zu ersetzen, haben Forschende Gene in die Netzhaut von Probanden eingeschleust. Diese Gene haben Informationen für lichtempfindliche Proteine enthalten. Als Transportmittel für das Erbgut dienten bestimmte Viren, die ins Auge gespritzt wurden.

Die lichtempfindlichen Proteine sorgen dafür, dass die Zellen in der Netzhaut lichtempfindlich werden – das heißt, dass sie zu einer Art Sehzellen werden. Die Proteine können mithilfe von Licht aktiviert werden.

Diese Methode wird als Opto-Genetik bezeichnet. Forschende aus der Schweiz, Frankreich und den USA haben diese Methode schon mehrere Jahre lang getestet: zunächst bei Mäusen, später bei Affen und dann an menschlichen Probanden.

Neben der Optogenetik werden auch andere Methoden erforscht

Auch die Stammzelltherapie ist ein möglicher Weg, den Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen erforschen. Das Konzept: Aus Stammzellen sollen Netzhautzellen entstehen, die die abgestorbenen Zellen ersetzen können. Eine weiterer Forschungszweig will bei einer Retinitis Pigmentosa elektrische Netzhaut-Implantate einsetzen, also Chips, die die
Funktion der Sehzellen zum Teil ersetzen können.

Shownotes
Augenkrankheiten
Mit Viren die Netzhaut reparieren
vom 25. Mai 2021
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartnerin: 
Aglaia Dane, Deutschlandfunk Nova