Je nachdem, welches Tier Kot absondert, reagieren wir unterschiedlich. Zu Recht. Während Kuhfladen oder Pferdeäpfel nicht nur als Dünger taugen, sondern auch für Insekten wichtig sind, bringen Hundehaufen eher Probleme.

Wie positiv oder negativ wir Tierkot wahrnehmen, hängt oft damit zusammen, ob er mehr als nur ein Produkt der Ausscheidung ist. Kuhfladen oder Pferdeäpfel sind beispielsweise nützlich, weil sie als Pflanzendünger eingesetzt werden können. Das heißt, sie haben einen Mehrwert. Ponybesitzerin Caro, mit der unsere Reporterin Verena von Keitz gesprochen hat, sammelt die Haufen ihres Ponys zum Beispiel ein und verteilt sie an ihre Schrebergarten-Nachbarn. Die nutzen die Pferdeäpfel gerne, um Erdbeeren und Rosen damit zu düngen.

"Die Nachbarn aus der Schrebergarten-Anlage sind alle total heiß auf die Ponykacke!"
Caro Michel, Ponybesitzerin

Tierkot ist oft ein guter Nährstofflieferant für Pflanzen, manchmal aber auch für andere Tiere. Viele Hunde fressen beispielsweise Hasenköttel oder Schafsdung, manche sogar Ausscheidungen von Menschen oder anderen Hunden, wenn sie solche Hinterlassenschaft in Parks finden. Kot von Pflanzenfressern ist für Hunde meist unproblematisch, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Verena von Keitz.

"Also bei Kot von Pflanzenfressern wie Kaninchen ist es meistens okay, wenn Hunde den fressen, sagen auch viele Tierärzte. Und es macht ja auch meistens nicht den Großteil ihrer Ernährung aus."
Verena von Keitz, Biologin und Wissenschaftsjournalistin

Insekten nutzen Kuhfladen als Nahrung und für die Eiablage

Kuhfladen sind bei dungfressenden Insekten offenbar besonders beliebt, mehr als Pferdeäpfel, sagt Verena von Keitz. Für sie sind diese Ausscheidungen wichtig: Schmeißfliegen und Dungkäfer zum Beispiel ernähren sich nicht nur von Kuhfladen, sie legen oft auch ihre Eier darin ab. Aber sie tragen selbst auch zum Nutzen der Fladen bei: Indem sie den Kot verzehren und wieder ausscheiden, machen sie oft erst die darin enthaltenen Nährstoffe für Pflanzen verfügbar.

Inzwischen vermuten Wissenschaftler wie der Biologe Nico Blüthgen, mit dem unsere Reporterin gesprochen hat, dass die Zahl von Insekten wohl auch zurückgeht, weil weniger Kühe auf Weiden gehalten werden.

Kuhfladenmangel und Medikamente schaden möglicherweise Insekten

Weniger Kühe auf Wiesen und Feldern bedeutet gleichzeitig, dass Insekten weniger Kuhfladen finden können, die die Wiederkäuer dort abgesondert haben. Die Gülle, die auf den Feldern verteilt ist, ist oft flüssig und eignet sich nicht als Nistplatz für Käferlarven.

Ein weiteres Problem: Viele Nutztiere bekommen inzwischen Mittel gegen Würmer verabreicht. Insekten wie Dungfliegen und Dungkäfer gehen ein, wenn sie diese Medikamente fressen, sagt die Biologin Verena von Keitz.

Das Wort "Nova" geschrieben mit Mereschweinchen-Kötteln.
© Deutschlandfunk Nova | Verena von Keitz
Vielseitig einsetzbar: Mit Meerschweinchen-Kötteln kann man auch Worte schreiben.

Dung hat nicht nur Vorteile, er birgt auch Risiken

Auch wenn Dung von Tieren ein guter Dünger ist, birgt er die Gefahr, dass er Krankheitserreger enthalten kann, wenn er frisch ist. Sowohl Stallmist als auch Gülle wird aus diesem Grund nicht direkt aufs Feld gebracht, sondern zuerst für mehrere Wochen gelagert, erklärt Verena.

"Kot ist ziemlich unterschätzt in unserer Wahrnehmung. Vielleicht, weil wir erst mal eine gesunde Abneigung gegen Ausscheidungen aller Art haben."
Verena von Keitz, Biologin und Wissenschaftsjournalistin

Bei der Lagerung verrottet der Mist. Durch die Abbauprozesse entsteht Wärme im Inneren des Haufens. Deswegen dampfen Misthaufen auch, wenn es draußen kalt ist. Der Sauerstoffgehalt im Misthaufen wird dabei verringert, was wiederum die Zahl der enthaltenen Bakterien deutlich dezimiert.

Bei Gülle ist das ähnlich: Die wird erst im Tank gelagert. Gärreste aus Biogasanlagen werden manchmal auch extra wärmebehandelt – das sind Sicherheitsmaßnahmen, damit die enthaltenen Keime abgetötet werden und nicht auf den Acker, den dort wachsenden Pflanzen und letztendlich auch auf unserem Teller landen.

Hunde sollten nicht auf Äcker kacken

Hundekot ist dagegen auf Feldern nicht sehr gern gesehen. Besonders für Milchbauern kann es große Probleme bringen, wenn Hunde auf Äcker und Weiden kacken. Denn Hunde können mit dem Kot Parasiten ausscheiden, die Fehlgeburten bei Kühen auslösen können, wenn die so verunreinigtes Grünfutter fressen.

Außerdem können Hunde, wie Füchse auch, mit ihrem Kot Eier des Fuchsbandwurms verbreiten. Fuchsbandwürmer können der Gesundheit von Menschen massiv schaden und sogar lebensgefährliche Folgen für uns haben. Auch deshalb sollten Hundebesitzer unbedingt vermeiden, dass Hunde auf Äcker koten.

Shownotes
Nützliche Ausscheidungen
Tierkacke wird unterschätzt
vom 10. Oktober 2019
Moderatorin: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartnerin: 
Verena von Keitz, Deutschlandfunk Nova