Frühstücken mit Heiko Maas – das stand eigentlich auf der Tagesordnung des chinesischen Außenministers Wang Yi. Aber Reisepläne können sich ändern. Der Chef-Diplomat strich Berlin kurzerhand vom Reiseplan. Station machte er am Ende nur in Frankreich und der Schweiz.
Es war nicht das erste Mal: Schon im September – am Rande der UN-Generalversammlung in New York – hat der chinesische Außenminister ein gemeinsames Frühstück mit Heiko Maas platzen lassen. Jetzt passiert das gleiche schon wieder. Vielleicht liegt es daran, dass Wang Yi einfach nicht gerne frühstückt – oder aber doch daran, dass Deutschland von China "ins diplomatische Tiefkühlfach gepackt" wurde, wie die Nachrichtenagentur dpa schreibt.
"Richtig Krach" mit China
Eigentlich laufen die wirtschaftlichen Beziehungen mit China gut. Trotzdem fühlt sich China in einem Punkt von Deutschland nicht ernst genommen. Es geht um die aktuelle Lage in Hongkong. Denn Anfang September begrüßte der deutsche Außenminister den Anführer der pro-demokratischen Bewegung, Joshua Wong, in Berlin. China werte das als Skandal und jetzt bekomme der deutsche Außenminister die Konsequenzen zu spüren, sagt Thomas Jäger. Er ist Politikwissenschaftler und Experte für Außenpolitik.
"Es war ein diplomatischer Skandal, dass Außenminister Heiko Maas Joshua Wong aus Hongkong in Berlin getroffen hat. Das hat richtig Krach gegeben in den diplomatischen Beziehungen."
Das habe Feuer in die Beziehungen gegeben, sagt der Experte. Dazu komme, dass Deutschland schon seit Längerem "keinen richtigen Zugang zu China" mehr finde. Die Bedingungen hätten sich im letzten Jahrzehnt verändert. China sei auf dem Weg zur Weltmacht. Das rasante Wirtschaftswachstum in den vergangenen Jahren habe das Selbstverständnis des Landes verändert. China setzte seine Macht jenseits seiner Grenzen ein. Und Deutschland habe verpasst den neuen Ansprüchen Chinas außenpolitisch gerecht zu werden, so Thomas Jäger.
Deutschland kein "Global Player" mehr
Ähnlich desinteressiert zeigt sich die USA: US-Präsident Donald Trump war bis heute noch zu keinem offiziellen Staatsbesuch in Deutschland. Sein Außenminister hat über ein Jahr im Amt gebraucht, bis er nach Deutschland kam – für einen sehr kurzen Besuch: 15 Minuten mit dem Außenminister, 45 Minuten mit der Kanzlerin. "Noch deutlicher kann man das Desinteresse eigentlich nicht zeigen", sagt Thomas Jäger. Deutschland spiele auf der internationalen Bühne keine große Rolle mehr – weder für Russland, China, noch die USA.
"Es gibt keinen Konflikt, in dem die deutsche Außenpolitik wirklich relevant ist, wo man sich beweisen, initiativ werden kann und versuchen muss, Partner zusammenzubringen."
Der Grund dafür: Immer wenn die USA einen Vorstoß unternehme, etwa in der Iran- oder Klima-Politik, dann "machen die Deutschen das Gegenteil", sagt Thomas Jäger. Deutschland sei inzwischen "diplomatisch ein Fly-Over-Country" – ein Land, das bei Reisen von Politikern gerne mal ausgelassen werde.
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