In Stockholm wurden die Literaturnobelpreise für die Jahre 2018 und 2019 vergeben. Im aktuellen Jahr ist Peter Handke der Preisträger, für das letzte Jahr wurde nachträglich Olga Tokarczuk ausgezeichnet.
Dass die Literaturnobelpreise für 2018 und 2019 gemeinsam vergeben wurden, liegt daran, dass das Literaturpreises-Komitee vor zwei Jahren in einen Skandal verwickelt war. Dabei ging es um sexuelle Übergriffe und Verrat. Aus diesem Grund wurde im vergangenen Jahr kein Literaturnobelpreis vergeben.
Der Nobelpreis für Literatur 2019 geht an Peter Handke
Peter Handke ist ein österreichischer Schriftsteller, Drehbuch- und Theaterautor. Er hat über 70 Werke veröffentlicht und gilt in der Literaturwelt als einer der bekanntesten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart. 1966 gelang ihm mit dem Theaterstück "Publikumsbeschimpfung" der Durchbruch. Zuletzt hat er vor zwei Jahren den Reiseroman "Die Obstdiebin" veröffentlicht.
Unter anderem hat er auch das Drehbuch zum Wim-Wenders-Film "Der Himmel über Berlin" geschrieben, dass ihm über Deutschland hinaus Anerkennung gebracht hat. Hervorgehoben hat das Nobelkomitee unter anderem seine Erzählung "Wunschloses Unglück", in der Peter Handke den Suizid seiner Mutter verarbeitet.
Peter Handke ist politisch umstritten
Auf der Pressekonferenz zur Preisvergabe hat ein Journalist kritisiert, dass Peter Handke während des Balkankrieges in den 1990ern pro-serbisch eingestellt war. Er ist politisch umstritten, seit er sich während der Jugoslawien-Kriege auf die Seite des damaligen Präsidenten Slobodan Milošević stellte. Kritisiert wurde auch, dass der Schriftsteller 2006 auf der Beerdigung des Ex-Präsidenten, der als Kriegsverbrecher angeklagt wurde, eine Grabrede gehalten hat.
Das Nobelkomitee erwidert darauf, dass bei der Preisvergabe allein die literarische Leistung berücksichtigt wurde.
"Das Gremium hat gesagt, dass sie allein die literarische Leistung berücksichtigt haben. Sie haben Handke für seinen 'sprachlichen Ideenreichtum' ausgezeichnet."
Literatur-Nobelpreisträgerin für das Jahr 2018: Olga Tokarczuk
Olga Tokarczuk ist eine der bekanntesten Autorinnen Polens. Sie ist Psychologin und hat in der Vergangenheit die rechtskonservative Regierung in Polen kritisiert. Für ihre Auszeichnung mit dem Literaturnobelpreis soll sie – trotz ihrer kritischen Haltung – auch vom polnischen Kulturminister Glückwünsche erhalten haben, der nach eigener Aussage noch keines ihrer Werke gelesen hat.
Schon im Vorfeld war die Autorin als Favoritin gehandelt worden. Zu ihren bekanntesten Büchern, die auch ins Deutsche übersetzt wurden, zählen: "Ur und andere Zeiten", "Der Gesang der Fledermäuse" und "Unrast“. Für letzteres hat sie bereits den britischen International Booker Preis erhalten. Den Literaturnobelpreis nun hat die Autorin vor allem im Blick auf ihr über tausendseitiges Werk "Jakobsbücher" erhalten. Das Buch handelt von Jakob Frank, einem Grenzgänger zwischen den Religionen.
Das Nobelkomitee hat die "erzählerische Vorstellungskraft" der Autorin hervorgehoben und, dass sie "mit einer enzyklopädischen Leidenschaft das Überschreiten von Grenzen als Lebensform symbolisiert".
Den ersten öffentlichen Auftritt nach der Bekanntgabe hatte die Autorin am gleichen Abend bei einer Lesung in der Stadtbibliothek Bielefeld. Der Termin stand schon Wochen zuvor fest. Die Preisträgerin wurde mit anhaltendem Applaus empfangen.
Neues Prozedere für die Kandidatenkür
In der Pressekonferenz zur Literaturnobelpreisvergabe wurde auch die neue Arbeitsweise für die Kür der Kandidatinnen und Kandidaten vorgestellt: Zum einen wurde das Entscheidungsgremium vergrößert. Zum anderen wurde die Dauer, in der dessen Mitglieder eingesetzt werden dürfen, auf ein Jahr begrenzt. Die deutlichsten Veränderungen: Im Gremium sitzen jetzt mehr externe Literaturfachleute. Und: Vier der neun Mitglieder sind Frauen.
"Traditionell lassen sich ja alle Nobelpreiskomitees nicht wirklich in die Karten gucken. Aber bei dieser Pressekonferenz bemühten sich fünf Menschen immerhin um den Anschein von mehr Transparenz."
Bei der Pressekonferenz sei das Komitee darum bemüht gewesen, immerhin den Anschein von mehr Transparenz zu vermitteln, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne Preger. Damit haben die Entscheider über den Literaturnobelpreis mit ihrer Tradition gebrochen, in der sie bisher kaum Einblick in ihre Arbeit zugelassen haben.