Manche freuen sich sicherlich, an ihrem 18. Geburtstag auch endlich alleine Autofahren zu können. Für andere ist nur der Gedanke daran purer Stress: Sie haben Angst vorm Autofahren. Aber es gibt Strategien, mit denen sich die Angst überwinden lässt.
Die einen verbinden Autofahren mit Freiheit, Mobilität und Spaß. Bei anderen sorgt die Zeit hinterm Steuer für Stress, Angst und schwitzige Hände. Melissa zum Beispiel ging es so: Autofahren hat ihr eine lange Zeit wenig Spaß gemacht.
Mit 19 Jahren hat sie sich trotzdem dafür entschieden, den Führerschein zu machen, "weil es alle gemacht haben", sagt sie. Kurze Zeit später hat Melissa das Projekt wieder verworfen, als sie mit ihrem Fahrschulauto beinah in einen Unfall geraten ist. Immer, wenn sie sich hinter das Steuer setzte, hatte sie Sorge, andere Menschen zu verletzen oder den Verkehr zu blockieren.
Mit Sorgen und Angst auf dem Fahrersitz
Diese Sorgen kann auch Deutschlandfunk-Nova-Reporter Fridolin Menzel verstehen. Er hat zwar einen Führerschein, fährt aus Angst aber nur im Notfall. Fridolin tauscht den Fahrersitz deshalb lieber gegen den des Beifahrers ein. Fährt er doch mal Auto, fühlt er sich zusätzlich durch die anderen Verkehrsteilnehmenden gestresst.
Weg vom Fokus im Außen
Mit ihren Ängsten sind Melissa und Fridolin nicht alleine. Fahrtherapeutin Simone Caillé begleitet einige Klientinnen und Klienten, für die Angst vorm Autofahren haben.
In ihrer Arbeit geht es darum, gemeinsam Wege zu finden, die dem Sicherheitsbedürfnis ihrer Klienten gerecht werden und gleichzeitig konfliktfrei sind. Oft würden sie die Lösung ihres Problems nämlich im Außen suchen, sagt die Fahrtherapeutin, also bei den anderen Verkehrsteilnehmenden. Das Außen können sie allerdings nur bedingt beeinflussen.
Rücksicht von anderen einfordern
Ein anderer Teil ihrer Klientinnen achtet beim Fahren sehr darauf, möglichst wenig im Straßenverkehr aufzufallen und andere Verkehrsteilnehmende nicht zu behindern.
Auch hier würde ein nach innen gerichteter Fokus helfen. Sie könnten ihre Angst in einem ersten Schritt akzeptieren, um dann mehr Rücksicht von anderen einzufordern, sagt die Fahrtherapeutin. Drängelt beispielsweise die Person im Auto hinter einem, sollte man sich nicht davon ablenken lassen, und das vorgeschriebene Tempo einhalten, sofern das eben möglich ist. Dann kommt statt der Angst Entspannung, so Simone Caillé.
"Ich muss denen hinter mir nicht gerecht werden. Ich habe ein Recht hier zu sein und mein eigenes Tempo zu fahren."
Diese Erfahrung hat auch Melissa gemacht. Auch sie hatte das Projekt Führerschein wegen ihrer Angst, Auto zu fahren, zunächst abgebrochen. In einem zweiten Anlauf hat sie es aber geschafft – auch, weil sie inzwischen auf dem Land lebt und das Auto dringend braucht.
Heute kann sie sagen, dass ihr Autofahren richtig Spaß macht. Der Weg dahin war aber Arbeit. Ihre Angst musste sie immer wieder überwinden. Was ihr half, war, sich regelmäßig ins Auto zu setzen und zu fahren und sich den Konflikten immer wieder neu zu stellen.
"Durch das Immer-wieder-Fahren, Immer-wieder-Überwinden, Nicht-Vermeiden bin ich mittlerweile easy peasy unterwegs"