Erst Ministerin für Arbeit und Soziales und jetzt kandidiert sie auch noch für den Co-Vorsitz der angeschlagenen SPD. Was denken die Jusos über Bärbel Bas und kann sie die Sozialdemokraten wieder nach vorne bringen?
Sie hatte es bereits ins zweithöchste Amt der Bundesrepublik geschafft. Dreieinhalb Jahre war Bärbel Bas unter der Ampelkoalition Bundestagspräsidentin. Ihre Aufgabe war es, Sitzungen zu leiten, zur Ordnung zu rufen und an gegenseitigen Respekt zu appellieren. Dabei fiel sie positiv auf, sagt Volker Flinthammer, Hauptstadtkorrespondent in Berlin. "Sie fand klare Worte und Ansagen und hat bis ins bürgerliche Lager hinein gepunktet." Mitunter bewies sie Humor, ohne dabei jemandem auf den Schlips zu treten.
Bärbel Bas gilt als Politikerin der klaren Worte
In der eigenen Partei hingegen spielte Bärbel Bad bis dahin keine herausragende Rolle, dabei ist sie seit 1988 Mitglied der SPD und seit 2009 im Bundestag, führt Volker Flinthammer aus.
"Sie hat sich Stück für Stück in der SPD nach vorne gearbeitet. Die Krönung kam dann, als sie in der vergangenen Legislaturperiode Präsidentin des Deutschen Bundestages wurde."
In der schwarz-roten Koalition unter Kanzler Friedrich Merz ist Bärbel Bas nun Bundesministerin für Arbeit und Soziales geworden. Kaum ernannt, zeigte sie sich bereit für Diskussionen. Sie positionierte sich gegen die Aufhebung des achtstündigen Arbeitstages und forderte, dass Beamte und Selbstständige in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen sollten. Es scheint, dass sich Bärbel Bas auch als Bundesministerin eher links profilieren will.
Bärbel Bas wird für die SPD abliefern müssen
Im Februar 2025 erzielte die SPD das in ihrer Geschichte schlechtestes Wahlergebnis. Der Druck auf die SPD ist spätestens seit diesem Wahldebakel riesig. Diejenigen, die die Partei nach außen repräsentieren, werden ihn aushalten müssen. Aller Voraussicht werden das der bisherige Parteivorstand Lars Klingbeil und Bärbel Bas sein, sollten sie Ende Juni 2025 als Vorsitzender bzw. Co-Vorsitzende der SPD gewählt werden.
Volker Flinthammer fällt für die aktuelle Situation der Sozialdemokraten nur ein Bild ein: das von Sisyphus. Der rollte laut griechischer Mythologie immer und immer wieder einen Stein den Berg hinauf. Doch egal, wie oft er es versuchte, der Stein rollte nie über den Berg, sondern jedes Mal wieder hinunter. Mit anderen Worten: Die SPD steht vor einer schier unmöglichen Herausforderung. Doch die Partei, so Volker Flinthammer, setzt trotzdem auf Hoffnung und nun auf Bärbel Bas.
Jusos aus Duisburg fordern starke Sozialpolitik
Mariss Haag ist Mitglied der Jusos und kennt Bärbel Bas flüchtig. Beide stammen gebürtig aus Duisburg. Den 25-Jähirgen hat es überrascht, dass Bärbel, wie er sie nennt, neben dem neuen Ministeramt nun auch den Parteivorsitzt anstrebt.
"Es wird sehr viel Arbeit sein, die SPD aus der 16 Prozent Misere zu holen."
Wenn Mariss Haag über Bärbel Bas spricht, ist seine Anerkennung und Sympathie für die Politikerin hörbar. Gleichzeitig stehen die Jusos der Sozialpolitik, die die schwarz-rote Koalition angekündigt hat, offen kritisch gegenüber. "Wir werden sehen, was sie daraus macht", sagt der Politiker. "Wenn uns etwas nicht gefällt und wir das kritisieren möchten, werden wir das auch tun – unabhängig von der Person." Bärbel Bas selbst scheut sich nicht öffentlich über die hohen Erwartungen an sie in der Rolle als Partei-Co-Vorsitzende zu sprechen.
"Es ist mir nicht ganz leicht gefallen, aber ich weiß, dass es eine historische Aufgabe ist."
Volker Flinthammer rät, in Bezug auf die Zukunft der Sozialdemokraten in kleinen Schritten zu denken. Angesichts dessen, sagt er, dass das Ergebnis bei der Bundestagswahl 2025 für die SPD "vernichtend" gewesen sei, gehe es für die Partei zunächst darum, die Koalition mit der CDU gut zu überstehen. Das sei Voraussetzung, um in der kommenden Bundestagswahl überhaupt noch eine Chance zu haben.
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