In Bautzen wird montags regelmäßig geschwurbelt, gemeckert und gehetzt. Der Happy Monday ist hingegen eine allwöchentliche meckerfreie Zone. Ein Festbesuch bei den Organisatoren.

Musizieren, tanzen, feiern und Schachspielen: Sie treffen sich montags vor dem Sorbischen Theater in der Innenstadt zum Happy Monday Bautzen. Auf Sorbisch heißt die Reihe von Kulturfesten "Wjesoła Póndźela Budyšin".

Etwa 100 Menschen sind es am vergangenen Montag gewesen, berichtet unser Reporter Alexander Moritz. "Insel der Glückseligkeit" stand an dem aufgestellten Pavillon. Und auf einem gemalten Pappschild: "Meckerfreie Zone". Vor der Bühne ist beim Happy Monday am 29.04.2024 vor allem getanzt worden – und geflüchtete Ukrainer*innen haben zu aktuellen Popsongs performt.

Alles auch auf Sorbisch – so ist das in Bautzen. Die Sorben sind eine slawische Volksgruppe, leben schon immer in der Gegend – und erleben trotzdem Ausgrenzung und Rassismus. Bei den Happy Mondays sind alle willkommen.

Das Meckern der Rechtsextremen

Gemeckert wird in Bautzen besonders an Montagen viel. Seit der Coronapandemie ziehen nahezu wöchentlich sogenannte Mahnwachen durch die Stadt – und sind inzwischen Treffpunkt für Verschwörungsgläubige aus dem ganzen Umkreis. Am vergangenen Montag sind es um die 1000 Teilnehmer gewesen, sagt Alexander Moritz. Er ist Sachsen-Korrespondent des Deutschlandradios.

Auf der Bühne sprechen neben AfD-Politiker*innen auch Mitglieder der als Partei organisierten rechtsextremen Gruppierung "Freie Sachsen" und überregional bekannte Verschwörungstheoretiker der Neuen Rechten. Regelmäßig laufen auch Jugendliche aus der Neonaziszene mit.

"Wir ertragen seit Jahren jeden Montag in Bautzen ein düsteres Bild, das hassaufgeladen, destruktiv ist. Wir möchten ein Zeichen setzen, dass Bautzen auch anders sein kann."
Christian Schäfer, Mitorganisator des Happy Monday, kandidiert für Bündnis 90/Die Grünen

Christian Schäfer ist einer der Organisatoren des Happy Monday. Er kandidiert bei der Landtagswahl am 1. September 2024 für Bündnis 90/Die Grünen. Die Reihe von Kulturfesten wird von verschiedenen zivilgesellschaftlichen Gruppen gefördert – von Integrationsinitiativen bis zu den Kirchen. Auch Katja Gerhardi unterstützt den Happy Monday Bautzen – als Privatperson. Sie ist Vorsitzende der CDU im Rat der Stadt.

"Wir wollen als Bürgerinnen und Bürger ein Fest für demokratische Werte feiern."
Katja Gerhardi, Vorsitzende der CDU Bautzen

Die frühere Geschichtslehrerin hatte im Frühjahr 2024 Demonstrationen für Demokratie mitorganisiert. Der Landrat von Bautzen, Udo Witschas, ebenfalls CDU, nahm damals nicht teil – und beklagte in einem Interview mit der Lokalzeitung einen moralischen Demozwang.

Kein Kommentar vom Landrat

Die Happy Mondays hat er bislang weder kommentiert noch öffentlich unterstützt (Stand: 02.05.2024). Katja Gerhardi kann das nicht nachvollziehen. Schlussendlich müsse Udo Witschas das aber selbst entscheiden.

"Es geht um die Werte, die wir leben und verteidigen wollen. Ich denke, da kann man auch als Landrat dazukommen und Gesicht zeigen."
Katja Gerhardi, Vorsitzende der CDU Bautzen

Lange gab es in Bautzen keine Gegendemonstrationen zu den sogenannt Montagsmahnwachen – wohl auch deswegen, weil viele Menschen eingeschüchtert waren. Beim Happy Monday stehen am Rand Polizisten bereit – um Rechtsextreme von Störversuchen abzuhalten.

Die Aktionen der vergangenen Wochen haben etwas in Bautzen verändert – auch ohne politischen Schirmherrn, glaubt Jonas Löschau. Der 23-Jährige sitzt für die Grünen im Stadtrat. Mitorganisator Christian Schäfer, der bei der Kommunalwahl ebenfalls für die Grünen antritt, sieht in den Happy Mondays auch eine Art Wahlkampf für die Demokratie.

"Wir sind überparteilich für alle Parteien, die auf dem Boden des demokratischen Miteinanders stehen – das schließt die AfD ganz klar aus."
Christian Schäfer, Mitorganisator der Happy Mondays, kandidiert für Bündnis 90/Die Grünen

Die regelmäßigen Kulturfeste sollen weitergehen – bis zum Tag nach den Europa- und Kommunalwahlen am 9. Juni.

Shownotes
Bautzen
Happy Monday – Sorbisch feiern statt deutsch meckern
vom 02. Mai 2024
Autor: 
Alexander Moritz, Sachsen-Korrespondent des Deutschlandradios