Nach dem Tod nicht unter die Erde oder verbrannt werden, sondern auf den Seziertisch: Immer mehr Menschen entscheiden sich dazu, ihren Körper nach ihrem Ableben der Wissenschaft zu spenden. Für eine gute medizinische Ausbildung ist das unersetzlich.

Sven Schumann ist Facharzt für Anatomie und lehrt an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Für seine Studierenden ist das Sezieren am menschlichen Körper Teil einer guten Ausbildung, deshalb ist die Universitätsklinik auf Menschen, die ihren Körper der Medizin zur Verfügung stellen, angewiesen.

"Nicht nur Studierende lernen mit den gespendeten Körpern. Ärzt*innen lernen an ihnen zum Beispiel neue OP-Methoden."
Sven Schumann, Facharzt für Anatomie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz

Die meisten der gespendeten Körper landen in den Präparierkursen, in denen Medizinstudent*innen die Anatomie des menschlichen Körpers kennenlernen. Einige finden aber auch den Weg in die Forschung, wo an ihnen neue OP-Methoden entwickelt werden. Andere werden in medizinischen Fortbildungskursen verwendet, damit Ärzt*innen die neu entwickelten OP-Methoden üben können.

Andrang führt teilweise zu Aufnahmestopp

Wer seinen Körper nach dem Tod der Medizin zur Verfügung stellen möchte, kann sich auf den Seiten der Institute melden. Diese schicken die nötigen Unterlagen und die Interessent*innen können in einer letztwilligen Verfügung ihren Wunsch festhalten. Wenn das alles klappt, gibt es einen Körperspende-Ausweis.Tritt der Tod schließlich ein, wird der Körper vom Institut abgeholt.

Der Andrang auf die Institute ist inzwischen so groß, dass einige ein Aufnahmestopp verhängt haben. An der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz gibt es eine solche Beschränkung bisher nicht. Sie nehmen allerdings jährlich 100 neue potentielle Spender*innen in ihre Kartei auf.

"Wir fangen zu jedem neuen Kalenderjahr an, die 100 Neuanmeldungen zur vergeben. Meistens sind die im Februar bereits voll."
Sven Schumann, Facharzt für Anatomie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz

Wer seinen Körper an die Universität in Mainz spenden will, sollte sich deshalb am besten zu Jahresbeginn als Spender*in melden. Viele der Spender*innen sind Menschen, die im Laufe ihres Lebens erlebt haben, wie wichtig eine gute medizinische Ausbildung ist, erzählt Sven Schumann. Die möchten sie mit ihrer Spende unterstützen.

Kremation und Beisetzung

Während der Präparationskurse sollen die Körper möglichst im Ganzen erhalten bleiben. Danach werden sie verbrannt und in einer Urne beigesetzt, berichtet der Experte. So haben auch die Angehörigen ein Grab auf dem Universitätsgrabfeld, das sie besuchen können – allerdings in der Regel erst etwa zwei Jahre nach dem eingetretenen Tod.

Shownotes
Medizin
Körper spenden für die Wissenschaft
vom 22. Oktober 2023
Moderatorin: 
Krissy Mockenhaupt
Gesprächspartner: 
Sven Schumann, Facharzt für Anatomie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz