"Pack" oder "Herr, lass Hirn vom Himmel regnen" sind keine angemessenen Reaktionen auf Beschimpfungen von rechts. Weil's nichts bringt, sagt Olaf Sundermeyer. Er hat täglich damit zu tun und rät: immer im Gespräch bleiben.
Bei der Feier zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden hagelte es verbale Entgleisungen auf Politiker. Claudia Roth von den Grünen stellte sich zunächst den Anfeindungen. So hätte sie auch richtig reagiert, erklärt der Journalist Olaf Sundermeyer, wäre auf ihre Kritiker eingegangen und hätte gefragt, warum sie vertreiben wollten. Aber ab einer gewissen Frustrationsstufe hat sie abwertend geantwortet: "Herr lass Hirn vom Himmel fallen" in einer Art "intellektuellen Beleidigung". Das hält Olaf Sundermeyer für einen Fehler.
"Es ist wichtig, dass Politiker sich ihren Kritikern stellen."
Olaf Sundermeyer appelliert an uns alle, egal in welchem Kontext wir uns bewegen, in den vielen kleinen Alltagsgespräche "keine Spaltung dieser Gesellschaft zu zulassen". Gerade mit den Menschen, die extreme Positionen vertreten, dürfe das Gespräch nicht abreißen. Dahinter stecken oft unbegründete Ängste vor Fremden und unbekannten Kulturen.
"Wichtig ist, dass man mit diesen Leuten permanent redet. Es geht nicht nur darum, dass Politiker vor laufenden Kameras solche Konfrontationen ausleben, sondern dass wir alle in unserem privaten Umfeld den Gesprächsfaden zu Leute nicht abreißen lassen."
Auf Facebook geht Olaf Sundermeyer auf Posts ein, wenn er merkt, dass der andere ernsthaft diskutieren will. Sobald aber die Diskussion in pure Beleidigungen abdrifte, ignoriere er sie. "Das ist ein Fehler, den viele Leute machen, dass sie auf Beschimpfungen und Provokationen immer noch weiter eingehen. Diesen Fehler hat Claudia Roth auch gemacht", sagt der Journalist.
"Wichtig ist, dass man bei Positionen, die nicht akzeptabel sind, bei denen die Fakten nicht stimmen, die rassistisch sind, dass man da eindeutig klar macht: Das geht mit mir nicht. Aber gleichzeitig sagt: Wir können darüber reden."