Ist es für Frauen tatsächlich Luxus, ihre Tage zu haben? Das wird gerade in den USA diskutiert. Denn dort werden Tampons und Binden oft als Luxusgut deklariert, es fällt also ordentlich Mehrwertsteuer an. Viele Frauen protestieren.

Fast 40 Bundesstaaten schlagen auf Tampons und Binden Steuern drauf. Im Bundesstaat New York waren das bisher 4 Prozent. Eine Gegenkampagne hat jetzt dazu geführt, dass die Steuer wegfällt. Angestoßen hat die Diskussion unter anderen die Bloggerin Ingrid Nielsen. Die durfte Barack Obama interviewen und hat ihm dann eben die Tamponsteuer um die Ohren gehauen.

Barack über Michelle

Sie glaube nicht, dass es Frauen gebe, die sagen, dass ihre Periode Luxus ist. Obama stimmte ihr zu: Michelle würde das wohl genauso sehen. Auf die Frage, warum es die Tamponbesteuerung noch gebe, reagierte der mächtigste Mann der Welt dann ziemlich ratlos.

"Keine Ahnung, ich glaube, weil dieses Gesetz von Männern gemacht wurde. Am besten sollten sich die Frauen da zusammentun und das in Angriff nehmen."
US-Präsident Obama über die Tamponsteuer
Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Und in Deutschland?

Bei uns müssen auf Tampons und Binden ganz normal 19 Prozent Mehrwertsteuer gezahlt werden.

"Bei uns ist die Diskussion einfach noch nicht angekommen, aber es regt sich langsam Widerstand."
Tina Kießling, DRadio Wissen

Der Protest kommt vor allem von Feministinnen, die sagen: Warum muss ich für etwas, das ich mir weder ausgesucht habe noch verhindern kann, 19 Prozent Mehrwertsteuer zahlen? Dann kommt ja noch dazu, dass Frauen für Hygieneprodukte ohnehin mehr zahlen als Männer.

Genderbased Pricing

Die Verbraucherzentrale hatte bei Stichproben festgestellt, dass sich dieselben Frauen- und Männerprodukte zwischen 20 und 70 Prozent im Preis unterscheiden. Da wäre der Wegfall der Tamponsteuer ein Anfang. Auf change.org gibt es zum Beispiel schon eine Petition gegen die hohe Besteuerung. Und die zitiert die britische Zeitung "The Independent".

"Laut Independent geht eine Frau im Schnitt 38 Tage ihres Lebens nur arbeiten, um sich Tampons und Binden kaufen zu können."

Verminderter Steuersatz

Es gibt auch Produkte, auf die man nicht 19 Prozent Mehrwertsteuer zahlen muss. Ein verminderter Steuersatz von 7 Prozent gilt zum Beispiel für Grundnahrungsmittel, aber auch für Schnittblumen, Bücher, Zeitungen und Kulturveranstaltungen. Dadurch entsteht dann aber die absurde Situation, dass Feinschmeckerprodukte wie zum Beispiel Gänseleber oder Trüffel mit 7 Prozent besteuert werden, Tampons aber eben mit 19.

"Man könnte die Tampons zumindest schon mal in die ermäßigte Klasse schieben, das ist die Entscheidung des Gesetzgebers."
Tina Kießling, DRadio Wissen

Wenn man Tampons und Binden als "grundlegende Produkte des alltäglichen Bedarfs" definiert, wäre das der Fall. Bisher wurde aber oft mit EU-Regeln argumentiert: Ganz wegfallen lassen könne man das nicht, laut EU-Vorgaben müssen die Mitgliedsstaaten nämlich mindestens 5 Prozent auf Hygieneprodukte draufschlagen.

Die Brexit-Diskussion hat auch Vorteile...

Aber das gilt nicht mehr. Da kommt uns der Kampf der Briten, ob sie in der EU bleiben wollen oder nicht, zugute: David Cameron hat beim EU-Gipfel im März mehrere Sonderregelungen rausgehandelt, darunter auch die, dass EU-Staaten die Mehrwertsteuer für Hygieneartikel auf 0 setzen können.

"Tampons und Binden könnten also sogar ganz steuerfrei werden."
Tina Kießling, DRadio Wissen

Damit würde Deutschland dann Ländern wie Kenia, Nigeria, Jamaika oder Irland folgen, die haben die Steuer schon abgeschafft. Oder auch Kanada: Die hatten sie kassiert, nachdem es mehrere Petitionen gab und der Hashtag "No Tax on Tampons" die Runde gemacht hat.

Shownotes
Besteuerung von "Luxusgütern"
Tampon schlägt Trüffel
vom 30. Mai 2016
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Tina Kießling, DRadio Wissen