"Sensationelle Enthüllung!" über Promi XY. Weil der Mensch neugierig ist, klickt er so einen Köder im Netz häufig auch an. Doch dahinter stecken oft Betrüger – und Facebook bzw. Meta verdient an den bezahlten Werbeanzeigen mit.
"Skandal um Manuel Neuer!" oder "Dieter Bohlen: Der Schock" oder "Luisa Neubauers neues Luxus-Auto" - solche oder ähnliche Anzeigen haben wir alle schon Mal gesehen. Das auf den Kampf gegen Desinformation spezialisierte Softwareunternehmen Checkfirst hat jetzt ein Betrugssystem auf Facebook aufgedeckt, das genau nach diesem Muster arbeitet.
Es geht um ein Netzwerk mit mehr als 1500 Werbeanzeigen, die auf mehr als 90 Facebookseiten angezeigt wurden, die die Betrüger*innen kontrolliert haben. Mehr als zehn Millionen Facebook-User*innen haben die Anzeigen gesehen – und sehr viele haben sie auch angeklickt, weil sie von den Skandalneuigkeiten über die Promis ganz offensichtlich angefixt waren.
Klick führt auf Fakeseite
Die Betrüger*innen wollen mit den Skandalnews unsere sensiblen persönlichen Daten erbeuten: Wer auf den Skandal um Dieter Bohlen klickt, landet auf einer Seite, die so aussieht wie eine seriöse Nachrichtenseiten des Spiegel oder der Süddeutschen Zeitung. Manchmal sind die Logos der seriösen Medien in die Anzeige hineinmontiert.
"Von mehr als 60 Medienmarken wurden die Seiten nachgeahmt – länderübergreifend."
Spiegel und SZ sind nicht die einzigen – die Betrüger*innen haben mehr als 60 Medienmarken nachgeahmt: die britische BBC ist genauso betroffen wie die französische Zeitung Le Monde.
"Cybertrading": Anruf und Investmentangebot
Wer auf einer dieser Seiten landet, bekommt die Aufforderung, persönliche Daten einzugeben – angeblich, um ein Nutzerprofil zu erstellen. Hat man das gemacht, bekommt man kurz darauf einen Telefonanruf und wird zu einem angeblich lukrativen Investment gedrängt.
Checkfirst hat bei seinen aktuellen Recherchen nicht erfahren können, wie viel Geld erbeutet wurde. Vor ein paar Monaten allerdings haben Ermittler über einen ähnlichen Fall des so genannten Cybertrading informiert. Damals gab es mehr als 30.000 Geschädigte, die demnach insgesamt rund 89 Millionen Euro verloren haben.
Facebook verdient am Betrug fleißig mit
Die Betrugsmasche lohnt sich aber offenbar nicht nur für die Kriminellen – sondern auch für Facebook. Denn die gefaketen Anzeigen werden ja bezahlt. Checkfirst geht davon aus, dass Facebooks Mutterkonzern Meta allein in diesem Fall gut 150.000 Euro verdient hat.
"Fachleute saghen: Der Gewinn verstößt gegen die Meta-AGB und hätte nicht zustande kommen dürfen."
Ein Gewinn, der allerdings laut den AGB des Konzerns gar nicht hätte zustande kommen dürfen. Nach Einschätzung von Fachleuten verstößt diese Werbung nämlich gegen die Regeln der Plattform.
Meta selbst spricht von einem "branchenweiten Problem", gegen das man mit großem Aufwand vorgehe – teilweise konkret auch juristisch gegen die Betrüger. In der Realität dürfte dieses Beispiel nur ein Fall unter sehr vielen sein, glaubt unser Netzreporter. Das Geschäftsmodell ist allem Anschein nach äußerst lukrativ und betrifft in der Tat sicher nicht nur Meta.
Seid misstrauisch!
Um sich vor solchen Betrügern zu schützen, sollten wir alle vor allem misstrauisch sein. Denn wer auf so einen Betrug reinfällt, bei der oder dem haben die eigenen Alarmsysteme gleich mehrfach versagt:
- Skandalnews grundsätzlich misstrauen
- URL der angeblichen Newsseite checken
- Keine persönlichen Daten preisgeben
- Am Telefon nicht auf dubiose Investments eingehen