Mit Bewerbungen wollen wir überzeugen, denn wir wollen ja die Stelle. Deshalb ist es wichtig und richtig, sich gut zu präsentieren und mit Lücken im Lebenslauf plausibel umzugehen. Aber lügen sollten wir nicht.

Wir sollten im Lebenslauf keine Abschlüsse, Volontariate, Doktortitel oder auch Berufserfahrung frei erfinden. Denn das kann richtig Ärger einbringen. Wer sich zum Beispiel Kompetenzen im Lebenslauf ausdenkt, die entscheidend für die Einstellung sind, kann später fristlos gekündigt werden.

"Im schlimmsten Fall kannst du wegen Betrug angezeigt werden", sagt unser Reporter Sebastian Sonntag. Arbeitgeber*innen können in solch einem Fall auch Schadenersatz fordern. Das heißt, wenn wir eine Bewerbung schreiben, empfiehlt es sich, bei der Wahrheit zu bleiben.

In die Bewerbung gehören nur "echte" Kenntnisse und Erfahrungen

Trotzdem können wir uns im Lebenslauf gut präsentieren. Wenn wir zum Beispiel die Chefin oder den Chef eine Weile vertreten haben, lässt sich das im CV durchaus zum Beispiel als "Erfahrung in der Teamleitung" formulieren. Das klingt gut und ist korrekt.

Wenn wir Lücken im Lebenslauf haben, lohnt es sich, diese entsprechend zu benennen. "Zum Beispiel, dass man sagt, das war eine Phase der beruflichen Neuorientierung oder eine Phase der persönlichen Weiterbildung", sagt Gina Kuhr, Wirtschaftspsychologin und Jobcoach.

"Idealerweise würde man die Lücke im Lebenslauf entsprechend so bezeichnen, dass man diese Zeit sinnvoll genutzt hat."
Gina Kuhr, Wirtschaftspsychologin und Jobcoach

Wir sollten aber darauf gefasst sein, dass es beim Bewerbungsgespräch um die Phase der beruflichen Neuorientierung geht. Dann ist es wichtig, passende Antworten zu haben. Deshalb sollten wir uns vorab plausible Erklärungen überlegen.

Wichtig ist es, dass wir keine Skills vortäuschen, die wir nicht besitzen. Das gilt auch für Sprachen. "Wenn Du nicht fließend Englisch sprichst oder keine guten Kenntnisse in Spanisch hast, dann schreib das nicht in den Lebenslauf", rät Sebastian Sonntag. Es kann nämlich passieren, dass das Bewerbungsgespräch mehrsprachig geführt wird, eben um die Sprachkenntnisse zu testen.

Nicht alles auflisten, aber das, was zu der Stelle passt

Ansonsten dürfen wir alles in die Bewerbung reinschreiben, was zutrifft. Dabei macht es aber auch Sinn, zu überlegen, welche Informationen für die jeweils ausgeschriebene Stelle wichtig sind. Das heißt, nicht jeder Job in den Ferien oder als Hilfskraft an der Uni muss im Lebenslauf auftauchen, so unser Reporter. Es sei denn, es ist mit dem Job sind Erfahrungen und Kenntnisse verbunden, die die potentiellen Arbeitgeber*innen interessieren könnten.

Das gilt auch für Hobbys. "Nur rein in den Lebenslauf, wenn sie dir ein Profil geben", rät Sebastian Sonntag. Allgemeine Interessen wie Lesen oder Radfahren sollten besser nicht in den Lebenslauf, aber ungewöhnliche Hobbys durchaus. Die können wir auch genauer beschreiben, damit Personaler*innen wissen, um was es geht.

"Spezielle Interessen gerne in den Lebenslauf reinnehmen. Denn das zeigt Individualität und hilft dabei, sich etwas von der Masse abzuheben."
Gina Kuhr, Wirtschaftspsychologin und Jobcoach

Gina Kuhr zum Beispiel hat früher afrikanische Riesenschnecken gezüchtet. "Und das steht in meinem Lebenslauf", sagt die Coach. Ihre Empfehlung lautet, ruhig mutig zu sein und solche Besonderheiten in der Bewerbung zu nennen. Das kann helfen, sich von der Konkurrenz abzusetzen.

Insgesamt ist es wohl am besten, einfach authentisch zu sein – auch bei Bewerbungen und im Lebenslauf. Wir sind die Summe der Erfahrungen, die wir gemacht haben. "Nicht mehr, aber auch nicht weniger", sagt Sebastian Sonntag.

Shownotes
Bewerbung
Lebenslauf: Was reingehört und was nicht
vom 24. Oktober 2023
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Sebastian Sonntag, Deutschlandfunk Nova