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Jeder von uns hat im Schnitt 13 Geheimnisse. Manche sind aus der Sicht von Psychologen gut für die Beziehung, weil sie sie schützen. Andere sind schlecht, weil sie im Grunde uns selbst schaden. Der Klassiker unter den Beziehungs-Geheimnissen: Die Affäre.

Heute kommt der Film "Das perfekte Geheimnis" in die Kinos. Darin geht es um die Frage: Was passiert, wenn wir unsere Smartphones auf den Tisch legen und alle Anrufe, Whatsapps oder Nachrichten vom Partner oder der Partnerin gelesen und gehört werden dürfen?

Und? Bekommt ihr beim Gedanken daran einen Kloß im Hals? Dann seid ihr nicht allein. Denn im Schnitt hat jeder von uns 13 Geheimnisse. Das hat der amerikanische Forscher Michael Slepian von der Columbia University in einer umfangreichen Studie mit 10.000 Versuchspersonen aller Altersschichten herausgefunden.

Manche unserer Geheimnisse sind eher banal, wie das Rezept für den besten Kartoffelsalat der Welt. Andere sind gewichtiger, sie halten eine Straftat, eine Affäre oder hohe Schulden geheim.

Es gibt gute und schlechte Geheimnisse in Beziehungen

Paartherapeuten und Psychologinnen unterscheiden zwischen Geheimnissen, die gut sind für eine Beziehung und Geheimnissen, die uns und der Beziehung schaden. Dinge, die wir zum Schutz des Partners oder der Partnerin für uns behalten, sind in der Regel gute Geheimnisse. Ein Beispiel: Wir können die Mutter unseres Freundes nicht ausstehen. Oder wir fanden unsere Ex-Freundin eigentlich ein bisschen hübscher. Solche Dinge müssen wir nicht teilen, sagt Psychologin Janina Steinmetz.

"Wenn der Partner sowieso nichts daran ändern kann, macht es keinen Sinn, das Geheimnis zu teilen. Solche Geheimnisse können Beziehungen glücklicher machen"
Janina Steinmetz, Psychologin

Paartherapeut Wolfgang Hantel-Quitmann hat sich auch mit Geheimnissen in Beziehungen beschäftigt. Er erachtet sie als wichtig, weil sie Schutz bieten. "Geheimnisse sind notwendig, um Intimität zu wahren – und Intimität braucht Schutz. Sie sind wie eine Schutzschicht, damit wir auch in der Nähe nicht verletzbar werden", schreibt er in seinem Buch "Die Masken der Paare".

Untreue zählt zu den häufigsten Geheimnissen

Schlechte Geheimnisse gibt es jedoch auch. Janina Steinmetz sagt, dabei geht es um Dinge, die wir für uns behalten, um uns selbst zu schützen. Das können Geldprobleme sein, eine Drogen-Abhängigkeit oder der Klassiker: Eine Affäre.

Laut der Psychologin zählt Untreue – sei sie emotional oder sexuell – zu den häufigsten Geheimnissen in Beziehungen.

"Sexuelle Untreue oder emotionale – wenn man sich in jemand anderen verliebt – gehört zu einem der häufigsten Geheimnisse."
Janina Steinmetz, Psychologin

Geheimnisse können Stress, Angst und Depression auslösen

Janina Steinmetz betont, dass das Geheimhalten Energie raubt. Weniger das schlechte Gewissen als das viele Grübeln um das Geheimnis mache uns zu schaffen. Verschiedene Studien hätten belegt, dass Geheimnisse, die wir mit uns selbst ausmachen, zu Stress, Angst und Depression führen können. Und oft neigten Menschen mit Geheimnis dazu, sich selbst zu bestrafen, so Janina Steinmetz.

"Man gesteht sich selbst weniger Freude zu. Man gönnt sich weniger schöne Abendessen oder geht nicht mehr Shoppen. Man verweigert sich kleine Freuden des Alltags, weil man sich schuldig fühlt."
Janina Steinmetz, Psychologin

Durch diesen Rückzug ins Innenleben bauen viele Distanz zum Umfeld auf und lassen Nähe nicht mehr so zu, erklärt die Psychologin. Mitunter könne es hilfreich sein, das Geheimnis doch zu teilen, vielleicht mit guten Freunden. So könne man dazu kommen, anders über den Sachverhalt zu denken und besser damit umzugehen.

Shownotes
Offenheit bei Paaren
Wann Geheimnisse in Beziehungen gut oder schlecht sind
vom 31. Oktober 2019
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Dominik Peters, Deutschlandfunk Nova