Lena war sieben Jahre mit ihrem Freund zusammen, die beiden waren sogar verlobt. Doch irgendwann fühlte sich die Beziehung nicht mehr gut an – sie hatten sich auseinandergelebt. Die Paar-Coachin Lina Marie Gralka sagt: Beziehung braucht Pflege, sie ist kein Selbstläufer.
Am Anfang, da ist alles rosarot. Da freuen sich Frischverliebte über jedes Lächeln der Partnerperson, über jede einzelne Nachricht. Es ist normal, dass diese Phase vorbeigeht. Doch wenn der Alltag einkehrt, fühlt es sich schnell an, als würde man nur noch nebeneinander leben.
Doch wie merken wir, ob das nur eine Phase ist? Und was können wir dagegen tun, wenn wir uns auseinanderleben? Lena stand genau vor diesen Fragen. Nach sieben Jahren Beziehung trennte sie sich von ihrem Freund.
Sie ziehen zusammen – und es geht bergab
Kennengelernt haben sie sich in der Schule. Zu Beginn der Beziehung dachte sie, Robin wäre der Mann, den sie irgendwann heiraten wird. Die ersten fünf Jahren war sie extrem glücklich.
Dann sind sie zusammengezogen – und es ging bergab. "Da hat man erst einmal gemerkt, wie der andere wirklich tickt." Die beiden stritten häufiger, lebten eher nebeneinander als miteinander.
Lena erzählt von einer besonders prägnanten Situation: "Ich saß in der Badewanne und habe geweint, weil ich mir gewünscht habe, dass er mir mehr Aufmerksamkeit schenkt, und er war im Schlafzimmer und hat den ganzen Abend gezockt."
Plötzlich wusste Lena, dass sie sich trennen will
Ihre gemeinsame Zeit haben sie gar nicht mehr zusammen genutzt, merkt Lena zu dieser Zeit immer häufiger. Lena und Robin haben sich zwar vorgenommen, mehr Zeit miteinander zu verbringen. "Aber das hat sich dann erzwungen angefühlt."
Lena hat daraufhin sehr viel Zeit mit ihrer Familie und Freundinnen verbracht. Robin wollte immer seltener mitkommen. Später sagte er über die Zeit, er habe sich lost gefühlt. "Er wollte auch gar nicht mehr mit mir darüber sprechen. Und beruflich war er auch an einem Tiefpunkt. Er wusste da nicht, wohin mit sich."
"Ich bin in die Wohnung und habe gesagt: Ich will und kann das nicht mehr."
Die Entscheidung, sich zu trennen, kam bei einem Spaziergang mit ihrer Schwester. "Plötzlich habe ich einen richtigen Heulkrampf bekommen. Ich wusste nicht mehr, ob ich ihn noch liebe."
Die Trennung folgte erst einige Monate später. "Ich bin in die Wohnung und habe gesagt: Ich will und kann das nicht mehr." Über die Entscheidung hat Lena sehr lange nachgedacht. Für ihren Freund ist eine Welt zusammengebrochen, weil er nicht mit der Trennung gerechnet hat.
Die beiden haben immer noch Kontakt, weil sie miteinander arbeiten. "Und das funktioniert, weil wir uns einfach vertrauen."
Für Lena war die Trennung unausweichlich
Doch hätte Lena die Beziehung retten können? "Ich glaube, das hat alles genau so kommen sollen", sagt sie deshalb. Ja, sie hätten mehr miteinander sprechen können – aber Lena glaubt, damit hätte sie die Trennung höchstens verzögert.
Mit solchen Fragen beschäftigt sich Lina Marie Gralka täglich. Sie ist Paarcoachin aus Berlin. Auseinanderleben bedeutet für sie, dass man das Bewusstsein füreinander verloren hat. Die Gründe können sehr unterschiedlich sein.
Wenn dieses Gefühl schon in der ersten Verliebtheitsphase auftritt, dann reicht es vielleicht einfach nicht für mehr, sagt die Paarcoachin.
Zwei Anzeichen fürs Auseinanderleben
Ist man schon ein bisschen länger zusammen, können Veränderungen dafür sorgen, dass man sich auseinanderlebt. Weil Veränderung schleichend passiert, merkt man sie vielleicht nicht.
Für Lina Marie Gralka gibt es zwei Anzeichen, dass Paare sich auseinanderleben: Weniger Kommunikation und weniger Zeit miteinander. Viele Paare würden nur noch passive Zeit miteinander verbringen – nach der Arbeit zu Abend essen, dann auf der Couch eine Serie schauen.
"Man muss wirklich was für die Beziehung tun."
Ihr Tipp: Gemeinsame Zeit aktiv gestalten. "Denn Beziehung ist immer Arbeit." Das bedeutet auch, dass man nicht annehmen darf, dass alles so bleibt, wie es mal war. "Man muss wirklich was dafür tun." Vielen Paaren wird dann klar, dass sie vergessen haben, die Beziehung zu pflegen.
Wenn Paare unsicher sind, ob sie sich trennen sollen, fragt die Paarcoachin, wann es denn zuletzt gut war, wann beide dachten, die Beziehung laufe richtig gut. „Sich in diese Zeit zu versetzen, ist total wichtig.“ Die nächsten Fragen lauten: Was war dein Anteil daran, dass es so war? Und was kannst du tun, damit es wieder so wird? Dann sieht die andere Partnerperson auch, dass man etwas für die Beziehung tut.
Gefühle können zurückkommen
Lina Marie Gralka findet sogar, dass das Gefühl, sich auseinandergelebt zu haben, eine große Chance für die Beziehung sein kann – solange es keine irreparablen Schäden gibt. Paare können sich dann diese Fragen stellen:
- Wollen wir noch das Gleiche?
- Wollen wir trotz Veränderungen aneinander festhalten?
- Und was soll bestehen bleiben?
- Und was ist der individuelle Anteil daran?
"Da ist natürlich Kommunikation total wichtig", sagt die Paarcoachin. Und was, wenn Gefühle weniger werden? "Ich glaube, dass Gefühle auf jeden Fall zurückkommen können", sagt Lina Marie Gralka.
Denn oft hängen die Gefühle mit dem zusammen, wie man eine Beziehung gestaltet. Wer etwas gemeinsam erlebt, der hat auch Emotionen. Wer nichts erlebt, weil man nur nebeneinander lebt, dann treten auch keine Gefühle auf. Aber auch da gilt: Es passiert nicht von alleine.
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