Immer nur auf die eigene Karriere bedacht und Top-Praktika gemacht, um den idealen Lebenslauf zu präsentieren, ist nicht gut. Das sagt ein Harvard-Professor und rät: Arbeitet richtig!
Studentinnen und Studenten, die immer nur auf einen Hochglanz-Lebenslauf achten und in den Semesterferien nur Praktika machen, die sie in ihrer Karriere weiterbringen, leben in einer Blase. Das ist nicht nur Richard Weissbourd aufgefallen, Dekan an der Fakultät für Human Development an der Harvard Graduate School of Education. Sein Bericht, den er mit Kollegen verfasst hat, ist auf ein großes Echo an anderen US-amerikanischen Universitäten gestoßen.
"We did strike a core, in a sense, that people are worried, that we become a culture that is obsessed with individual achievement, that is obsessed with individualism, with personal success."
Richard Weissbourd empfiehlt: Die Unis sollten ihre Zulassungsverfahren verändern und Studentinnen und Studenten dazu ermutigen, Jobs auszuüben, bei denen sie den beruflichen Alltag, körperliche Anstrengung und das Zusammenarbeiten mit ganz unterschiedlichen Menschen lernen. Dabei würden sie mehr über das Leben lernen als bei Praktika.
Soziales Leben lernen
Dominik Speidel hat sich nicht so viele hintergründige Gedanken um seien Semesterjob gemacht. Er mauert, rührt Mörtel an, bessert Fugen aus oder bohrt Löcher. Seine Kollegen sind Steinmetze bei einer Freiburger Firma, die Kirchtürme ausbessert.
Dominik hat seine Bachelor-Arbeit im Fach Europäische Ethnologie und Geschichte erst vor kurzem abgegeben. Im Wintersemester wird er wahrscheinlich in München mit dem Master beginnen. Knochenjobs in den Semesterferien sind für ihn kein Karriereknick. Statt Praktika zu machen, arbeitet er lieber auf dem Bau.
"Mein Lebenslauf ist durchaus skurril. Ich bin aber ziemlich stolz darauf. Ich habe schon viele unterschiedliche Sachen gemacht."
Über seinen Lebenslauf hätte sich bislang noch nie jemand negativ geäußert, sagt Dominik, auch wenn er schon in einem Recyclinghof oder in der Dekoabteilung im Europapark Rust gearbeitet hatte. Von den Handwerkern habe er schon viel gelernt.