Wer nicht arbeiten geht, ist in erster Linie nicht motiviert genug. Unser Reporter meint, mit großzügigerer Freizeit ließe sich das ändern – jedenfalls in manchen Branchen.
Jeder sechste hat schon mal blaugemacht, ist also nicht zur Arbeit gegangen. Immerhin zweieinhalb Millionen Beschäftige sagen, sie hätten zumindest schon mal mit dem Gedanken gespielt. Das steht in einer Studie. Im Beruf freizumachen, bleibe trotzdem ein Tabu, findet unser Reporter Stephan Beuting, wir bräuchten da ein entspannteres Verhältnis. Arbeitsrechtliche Folgen berücksichtigt er an dieser Stelle nicht.
Urlaubstage ohne Ende
Er hat sich umgehört und ist auf Oliver Zeiler gestoßen. Dieser ist Mitgründer einer Kondomfirma und möchte Anwesenheitspflicht und starre Regeln überwinden. In seiner Firma gibt es kein Blaumachen, das hat mit der Regelung zu tun, dass jede seiner Mitarbeiterinnen und jeder Mitarbeiter beliebig viel Urlaub nehmen kann – theoretisch jedenfalls.
"Urlaub gehört eben auch dazu. Jeder kann so viel Urlaub nehmen, wie er will."
Die Befürchtung, dass in Zeilers Firma einfach alle ein halbes Jahr Urlaub nehmen und die Arbeit liegen bleibt, treffe nicht zu, sagt der Unternehmer. Am Ende der Firma und damit auch am absoluten Ende der Arbeit, habe dann doch keiner ein Interesse.
"Wie bescheuert wären die, wenn die ein halbes Jahr Urlaub nehmen. Dann ist die Firma pleite, die sie lieben."
Stephan schließt daraus, dass sich bei Arbeitgebern, die mit weniger Druck arbeiten, die mehr Anreize schaffen und mehr Mitbestimmung ermöglichen, das Problem in Luft auflöst. Die Einschränkung: In der sozialen Branche kommen Arbeitgeber mit diesem Ansatz nicht weiter. Darauf weist Maren hin, sie leitet eine Kinderbetreuung. Die Arbeit in diesem Bereich lässt sich nicht ohne weiteres verschieben.
"Ich finde, es ist zumindest eine Frage von langfristigen Auswirkungen. Es gibt Jobs, da kann ich was einen Tag später erledigen, es gibt Jobs, da geht das nicht."
Stephan nimmt an, dass mangelnde Motivation einer der wichtigeren Gründe für das Blaumachen sind. Das bestätigt auch die Arbeitspsychologin Julia Andorfer. Sie sagt, es sei besser, früher kürzer zu treten, um eine längere Krankheit zu vermeiden. Dafür reiche ein verkürzter Arbeitstag oft schon aus. Meist würden genau die Menschen schwänzen, die ohnehin schon überarbeitet sind.
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