Nicht nur Essen oder Tech - deutsche Blogger wollen auf die Situation von Flüchtlingen aufmerksam machen und etwas gegen Fremdenhass tun.
Eigentlich schreibt Paul Huizing über geräucherte Forellen, Brioche und leckere Brühen mit Schwarzkohl. Aber am Freitag hat der Foodblogger auf einfach-lecker-essen.com einen Eintrag veröffentlicht, der in der deutschen Bloggerszene eine Solidaritätswelle ausgelöst hat: "Blogger für Flüchtlinge" heißt dieser Eintrag, der ein extrem großes Echo gefunden hat.
Dem Spendenaufruf haben sich mittlerweile viele bekannte Blogger in Deutschland angeschlossen. Hintergrund ist die Situation der Flüchtlinge in Deutschland und die Überforderung vieler Kommunen, sie gut unterbringen und zu versorgen. Blogger Julian Zwingel hat das vor ein paar Tagen eindrucksvoll aus einem Lager in Berlin-Moabit geschildert.
"Meine Eltern waren die Nutznießer des Wirtschaftswunders, ich bin ein Kind der Wiedervereinigung. Wir haben hier alle verdammt großes Glück gehabt und ein bisschen davon wollte ich weitergeben."
Da Food-Blogger Paul Huizing auch in Berlin lebt, hat er sich auf den Weg in diese Flüchtlingseinrichtung gemacht, um mit Spenden zu helfen. Aus der persönlichen Initiative ist dann ein Spendenaufruf geworden, der an alle Blogger in Deutschland gerichtet ist. Wenn man das in Zahlen ausdrücken möchte, dann sind mittlerweile mehr als 5000 Euro an Spenden zusammengekommen.
Aber sicher genauso wichtig ist für die Initiatoren die Tatsache, dass über die Lage der Flüchtlinge in Deutschland auch in der Blogosphäre berichtet wird. Und mittlerweile haben sich viele prominente Blogger wie Nico Lumma diesem Aufruf angeschlossen.
Weiterhin gilt aber auch - im Netz sieht man auch, wie sich Hass und Rassismus auf die Flüchtlinge ergießt. Und das zählt auch zu den Motivationen, warum Blogger öffentlichskeitswirksam einen Gegenpunkt setzen wollen. Eine andere Form ist die Berichterstattung über diesen Hass. Peter Jebsen hat auf seinem Blog Sozialgeschnatter einen beeindruckenden Twitter-Rückblick zu der Eskalation in Heidenau zusammengestellt.
Sehr bekannt ist mittlerweile auch die Seite Perlen aus Freital - also der anderen sächsischen Kommune, wo sich Hass auf Flüchtlinge Bahn gebrochen hat. Auf diesem Tumblr sammeln die Autoren öffentlich zugängliche Facebook-Statements, die vor Rassismus nur so strotzen.
Neues Urteil macht Hoffnung
Der Tech-Blogger Carsten Drees hat in einem sehr lesenswerten Beitrag zu diesem Thema umfangreich Stellung bezogen. Er zeigt sich schockiert darüber, dass diese Hasskommentare regelmäßig nach User-Meldungen von den Facebook-Community-Managern nicht beanstandet, also nicht gelöscht werden. Ganz im Gegensatz zu entblößten Brüsten. Hoffnung macht nun ein Urteil aus Berlin. Dort wurde ein 34-Jähriger zu 4800 Euro Strafe oder 120 Tage Haft verdonnert. Er hatte auf Facebook zum Thema Flüchtlinge gepostet: "Ich bin dafür, dass wir die Gaskammern wieder öffnen und die ganze Brut da reinstecken".