Er hat geschrieben! Böhmermann meldet sich zurück mit einem Interview in der Zeit, das er schriftlich gab. Merkel sei eingeknickt. Die Kanzlerin habe ihn zu einem deutschen Ai Weiwei gemacht. Übertrieben? Böhmermann findet das auch.
Jan Böhmermann hat sich in dem Interview in der Zeit fast zur ganzen politischen Riege in Berlin geäußert. Auch für Kanzlerin Angela Merkel hatte er eine Botschaft, sagt unser Berlin-Korrespondent Falk Steiner.
Freiheit und Menschenrechte
"Die Bundeskanzlerin darf nicht wackeln, wenn es um Freiheit und Menschenrechte geht. Stattdessen hat sie mich filetiert, einem nervenkranken Despoten zum Tee serviert", so Böhmermann im "Zeit"-Gespräch. Merkel habe einen deutschen Ai Weiwei aus ihm gemacht. "Schon sehr starke Worte", sagt Falk. "Verfolgung wie bei Ai Weiwei hat es in dieser Form bislang zumindest nicht gegeben. Vielleicht ist das doch etwas übertrieben."
Die Entschuldigung seitens Merkel hat Böhmermann wohl zur Kenntnis genommen, aber das war es dann auch. Im "Zeit"-Gespräch sagt der Moderator, dass er bislang geglaubt habe, es sei die Aufgabe der Politik, für die nötige Freiheit zu sorgen, damit Spaßvögel wie er in Ruhe arbeiten können. Jetzt setze er mehr auf die Justiz als auf die Politik.
Böhmermann als Staatsaffäre?
Bislang gibt es wenige Reaktionen aus der Politik. Vor allem äußern sich bislang jene, die hinter Böhmermann stehen und Merkel kritisieren. Zu denen gehört Sahra Wagenknecht. Die Fraktionsvorsitzende der Linken hat Böhmermanns Interview voll und ganz zugestimmt. Auch von den Grünen kommt Unterstützung.
Aber es kommen bestimmt noch mehr Kommentare, sagt Falk. Denn das Interview ist erst ab heute (4. Mai) komplett in der "Zeit" zu lesen. Da können wir sicherlich noch ein bisschen was erwarten, sagt Falk.
In den sozialen Medien hatte und hat der "Fall Böhmermann" fast den Status einer Staatsaffäre. Auch im politischen Berlin haben Böhmermann und sein Schmähgedicht zwischendurch den Charakter einer Staatskrise, sagt Falk. Aber nicht mehr. Jetzt ist die Frage entscheidend, wie es weitergeht. Merkel hatte den Antrag des türkischen Präsidenten Erdoğan auf Strafverfolgung Böhmermanns zugelassen. Es kommt auf das Ergebnis an, sagt Falk.
Mehr zum Interview mit Böhmermann in der Redaktionskonferenz (3. Mai).